
Endlich so wie überall?!
Neue dokumentarische Bilder des Ruhrgebiets
Ausgewählte Zitate / Anmerkungen aus dem dfi-Symposium 2004: „Endlich so wie überall?! Neue dokumentarische Bilder des Ruhrgebiets“
PDF Rückschau
Präsentation: „Laufend(e) Bilder vom Ruhrgebiet“. Eine historische Exkursion
Präsentation: „Arbeit ist nicht mehr Maloche“
Präsentation: „Fremdgehen — Selbst- und Fremdbilder des Ruhrgebiets“
Präsentation: „Wohlstand und Glückseligkeit — Freizeit- und Konsumlandschaft Ruhrgebiet“
Präsentation: „Ruhrgebietsbilder aus Filmhochschulen“
Präsentation: „Unternehmensbilder des Ruhrgebiets“ (abstract)
Gespräch: „Welche Bilder braucht das Ruhrgebiet? — Welche Bilder gibt das Ruhrgebiet her?“
Präsentation: „Die Regionalberichterstattung des WDR“
Präsentation: „ProtagonistInnen aus dem Ruhrgebiet in Doku-Soaps“
Podium: „Die Bildmächtigkeit des Ruhrgebiets — Was bleibt? Was ändert sich?“
Ein Fazit: „Neue dokumentarische Bilder des Ruhrgebiets“
Präsentation: „Laufend(e) Bilder vom Ruhrgebiet“ Eine historische Exkursion
Filmbezug:
„Krupp in Essen und Rheinhausen“Archivmaterialca. 1920
„Duisburg, die Hafen- und Industriestadt an Rhein und Ruhr_1925
„Hütten und Häfen“_1951
„Gelsenkirchener Ballade“Rolf Buttler D 1963
„Mülheim (Ruhr)“Peter Nestler / Reinald Schnell D 1964
„Expedition nach NRW: Wanne-Eickel“_WDR 1965
„Der Lohntütenball. Streiflichter aus dem Alltag im Ruhrgebiet von Freitagabend bis Samstagfrüh“Olrik Breckoff D 1966
„Schmelztiegel - Menschen an der Ruhr“_WDR 1967
„Bringt Eure Köpfe mit ! Das Ruhr-Revier nach dem Ende der Steinkohlenzeit“Wilhelm Bittorf D 1968
„Warum ist Frau B. glücklich?“Erika Runge D 1968
„Wir haben schon dreimal bezahlt“Ludwig Metzger / Helmut Rywelski D 1976
„Heute wir — morgen ihr“Heribert Blondiau D 1987
„Rückblende: 245.4.1889 — Der große Streik“_WDR 1989
„Raulien’s Revier“Alice Agneskircher D 1994
Paul Hofmann
„Die Bilder dieser Region sind nicht zufällig entstanden. Filmbilder haben immer ihren Entstehungszusammenhang. Schon deswegen, weil sie nur aufwändig herzustellen sind, auch heute noch, aber in den Anfängen ganz besonders teuer waren. Und deswegen auch nicht für jedermann zugänglich und von jedermann zu bestellen waren. Das hat dazu geführt, dass bestimmte Bilder dieser Region entstanden sind und andere eben nicht entstanden sind. Wenn wir über Bilder dieser Region sprechen, kann man auch darüber sprechen, welche Bilder es nicht gibt. Die frühen Ruhrgebietsbilder zeigen eine Industrieregion und diese Bilder sind anders als die anderer Regionen.“
„Das Ruhrgebiet tauchte auf, wenn es um Industrie ging, auch um Unglücke, um Katastrophen - und wenn der Kaiser kam.“
„Die populärsten, in verschiedenen Filmen immer wiederkehrenden Bilder aus dem Ruhrgebiet sind entstanden an drei Drehorten: das ist die berühmte Rheinfront der Friedrich-Alfred-Hütte, gesehen von der Duisburger Seite aus; das ist die Hochofenfront der Gutehoffnungshütte, gesehen von der Oberhausener Eisenbahnbrücke; das ist wiederum eine Hochofenansicht, dieses Mal vom Bochumer Verein.“
„Bilder wie diese prägen unsere Vorstellungen und unser Wissen über diese Region für viele Jahrzehnte.“
„Es hat im Ruhrgebiet nie eine ansässige Filmproduktion gegeben, ganz wenige Jahre war hier in Essen eine Filmproduktion ansässig. Ansonsten kamen die nächst gelegenen aus Düsseldorf, die meisten aber aus Berlin. Einen Sonderfall stellt die Filmproduktions-Abteilung der Firma Krupp dar.“
„In der Nachkriegszeit beginnt eine für das Ruhrgebiet charakteristische Produktion von städtischen Filmen: von Stadtportraits, von Werbefilmen, es gab städtische Jahresfilme. Es gibt meines Wissens keine andere Region, die das so konsequent zum Teil über 50 Jahre verfolgt hat bis heute, z.B. die Städte Gelsenkirchen und Bochum. Dieses hier ist ein Film über Duisburg, 1951 entstanden, mit der Absicht, ins Kino zu kommen. Das klappt natürlich nur, wenn der Film ein Prädikat bekommt. Dieser Ausschnitt, den wir zeigen, stammt aus dem Film, wo es noch nicht klappte mit dem Prädikat, also hat man daran noch gefeilt, drei Jahre später kam der Film in die Kinos. Diese Version heißt ‚Hütten und Häfen’.“
Beate Schlanstein
„Das waren Filme vor der Fernsehzeit. Seit 1954/55 beginnt die WDR-Produktion über das Land - aber sie beginnt zögerlich. In den 50er Jahren ist das Ruhrgebiet noch kein starkes Sujet im Fernsehen. Das ändert sich in den 60er Jahren, als das Dritte Programm startet. Da rückt die Region in den Mittelpunkt. Es kommt zu einer Art von Landeserkundungen. Eine Sendung, die viele Filme versammelt, ist ‚Prisma des Westens’. ... Bei manchen Beiträgen macht sich eine Art stereotype Machart bemerkbar. Es wird klar, alle haben mit einem klischeebeladenen Bild des Ruhrgebiets zu tun, wissen auch um den prekären Ruf dieser Region und ihren besonderen Charakter. Einer, der das geistreich gewendet und auch ironisch damit gespielt hat, ist Rolf Buttler. Er hatte vielleicht den Vorteil, selbst aus der Region zu kommen. Wir zeigen einen Ausschnitt aus seiner ‚Gelsenkirchener Ballade’. Er setzt sich sarkastisch mit der Ballade von Georg Kreisler auseinander, komponiert das mit realen Bildern, um klar zu machen, dass es mit dem Image des Ruhrgebiets seine besondere Bewandnis hat. Wir haben den Eindruck, dass dieser Film sehr intelligent die ganze Bandbreite der Bilder des Ruhrgebiets aus den 60er und 70er Jahren anspricht.“
Paul Hofmann
„1964 entstand ein Stadtportrait, das für viele Turbulenzen gesorgt hat und damals erbittert bekämpft wurde: ‚Mülheim / Ruhr’ von Peter Nestler und Reinald Schnell. Dieser Film gehört zum Kanon der Ruhrgebietsfilme. ‚Mülheim /Ruhr’ ist ein Film, der aus Liebhaberei und aus Zuneigung zur eigenen Stadt entstanden ist und mit eigenen Mitteln. Deswegen war der Anruf und der Gang zum Intendanten nicht möglich. Die Auseinandersetzungen schlugen sich nieder in der Lokalpresse, in Vorführungen und Versammlungen. Sie wurden erbittert geführt und von heute aus befremdet es, wie stark die Emotionen um dieses Stadtbild waren.“
Beate Schlanstein
„Nachdem wir jetzt einige wiederkehrende Bildelemente aus unterschiedlicher Perspektive gesehen haben: Industrie, Wohnsiedlungen etc. haben wir nach weiteren Motiven gesucht, die sich in der Berichterstattung über das Ruhrgebiet seit den 60er Jahren durchziehen. Dazu gehören die Menschen im Ruhrgebiet. Man sagt uns nach, dass wir ein gewisses Etwas haben, das uns, ich drücke es vorsichtig aus, unterscheidbar macht von anderen. Es fängt schon früh an, dass inhaltlich und visuell eindrucksvolle Szenen geschildert werden z.B. im ‚Lohntütenball’ von Olrik Breckhoff. Der Film schildert Szenen in der Nacht von Freitag abend bis Samstag früh, die Nacht, in der Geld ‚auf den Kopp gekloppt’ wird und was da alles passiert. Und da landen auch Leute auf der Wache, weil nicht alles friedlich zugeht. Und wenn man überlegt, welche Vorbilder die Figur des ‚Schimanski’ im echten Leben hat, dann zeigt dieser Film eines.“
Paul Hofmann
„Es kommen dann auch einzelne Menschen ins Bild. ... Ein Film, der 1968 ins Programm kam, war Erika Runges Film ‚Warum ist Frau B. glücklich?’. Das ist ein Film, der viele folgende Filme geprägt und ein Interesse geweckt hat, das sich auch ausdrückte in der Entstehung der ‚oral history’. Maria Bürger, die hier im Mittelpunkt steht, war eine beeindruckende Arbeiterfrau, die spannend und mit großer Klugheit ihre Geschichte und die ihrer Generation zu berichten wusste. ... Diesem Film ging ein literarisches Projekt voraus, die ‚Bottroper Protokolle’, in denen das Gespräch mit Maria Bürger bereits vorhanden war. Diese Passage war so beeindruckend, dass es zu diesem Filmprojekt kam.“
Beate Schlanstein
„Das Fernsehen hat in den Berichten über das Ruhrgebiet Kontur und Profil gewonnen, hat Haltung bezogen, hat Partei ergriffen. Das war weder im WDR noch im Ruhrgebiet jemals unumstritten. Bestimmte Filme, die im Zusammenhang mit Siedlungsverkäufen und mit Arbeitskämpfen entstanden, haben nicht die Welt verändert, aber sie haben Einfluss genommen und Einfluss gehabt. Ein Beispiel ist der Kampf um die Siedlung Eisenheim. Da sind Menschen, die eine klare Botschaft verkünden.“ (Filmbezug: „Wir haben schon dreimal bezahlt“)
„Ein Ereignis, das viele Bilder produziert hat, das innerhalb und außerhalb des Fernsehens gespiegelt und hin und her gewendet worden ist, wo auch die Position klar auf Seiten der Arbeiter war, ist der Arbeitskampf von Rheinhausen 1987. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wo die Kamera steht, wo das Mikrophon ist und wer zu sehen und zu hören ist.“ (Filmbezug: „Heute wir - morgen ihr“)
„Wenn man die 80er Jahre sonst passieren lässt, fallen andere Bilder auf. Das Ruhrgebiet wird entdeckt als eine Landschaft, die auch touristisch zu erfahren ist. Dafür steht etwa die fiktional dargestellte ‚Tour de Ruhr’ von Elke Heidenreich vor einer real existierenden Kulisse. ... Der ‚Tatort’ mit Schimanski spielt bewusst mit der Kulisse im Ruhrgebiet und macht sie zur Bühne für die Handlung. Gleichzeitig wird das Ruhrgebiet als ein Grabungsfeld gesehen, auf dem man nach der verloren gegangenen Geschichte sucht. Das geht sicher einher mit der Entwicklung in der Geschichtswissenschaft, mit der ‚oral history’, das ist nicht zu übersehen. ... Auf der dokumentarischen Ebene bedeutet das die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Schwerindustrie und des Industriezeitalters und im städtischen Bereich der Umbau der nicht mehr genutzten Bauten, was dann schließlich in der IBA mündet. Ein Beitrag der historischen Reihe ‚Rückblende’ erinnert an den Streik von 1889. Der Auftakt des Ausschnitts zeigt den Bildgestus, wie man damals versucht hat, aus den wenigen spärlichen Resten, die niemand aufgeschrieben hat, eine Geschichte zu rekonstruieren.“ (Filmbezug: „Rückblende: 25.4.1889 - Der große Streik“) ).
Präsentation: „Arbeit ist nicht mehr Maloche“
Bezugsfilme: „Abenteuer Ruhrpott“ Werner KubnyD 2001„Ortswechsel“ Jens Börner / Winfried Härtl D 2002
Werner Kubny
„Ich habe hier in Essen fünf Jahre studiert und es gab an der Essener Uni immer Projekte, dass die Arbeiter in die Hochschule kommen sollten. Die kamen aber nicht. Also sind wir gekommen als Filmemacher, mit Videokamera und 16mm und haben da unsere Sachen gedreht. ... Und da ist mir damals aufgefallen: diese Schwerindustrie, Arbeit. Einerseits als große Bilder, sehr sinnlich, und ich habe gehört. Ich habe unglaubliche Geräusche gehört. Und ich wollte denen immer nachspüren und einen Weg finden, diese für uns ‚verbotenen Orte’ zu erhellen.“
„Dann hatte ich den Eindruck, dass es Zeit wird, dieses Ruhrgebiet ... in Bilder zu fassen, die mehr versuchen, als nur das Arbeitsleben eines Arbeiters zu begreifen. Für mich ging eine Zeit zu Ende und ich hatte das Gefühl, ich muss das auch von vielen Seiten her betrachten: das Alltagsleben, die Sprache, die Religion, das Miteinander mit den ausländischen Kollegen, das oft sehr problematisch ist, natürlich die Kultur, der Tourismus. Das waren alles Themen, die ich sah ... Und ich musste etwas machen, wo ich das Gefühl hatte, die Komplexität des Ruhrgebiets zu vermitteln.“
„Mir ging es bei dem ganzen Projekt hauptsächlich darum, die Nähe zu den Menschen hier zu finden und deren Leben zu ergründen, zu erspüren.“
„Ich habe mich gefragt: Wieso sind die Leute so? Und dann habe ich mir die Arbeit angeguckt. Ich war fünf Tage bei ThyssenKrupp, habe eine ganze Woche da gedreht. Und dann war mir klar, warum die Menschen so sind: die Arbeit ist gefährlich, man muss sich aufeinander verlassen, man muss miteinander reden, man muss offen sein, sonst klappt diese Arbeit nicht, sonst kann man diese Stoffströme nicht lenken. Und aus dieser alten Tradition, so habe ich das entdeckt und entwickelt mit den Leuten, entsteht ein Miteinander. Das hat uns dann eingeschlossen als Filmemacher. Und für den Film bin ich dann an Orte gekommen, wo solche Bilder möglich waren, die das auszudrücken versuchen, was ich als Hintergrund bei den Menschen im Ruhrgebiet gesehen habe.“
„Ich persönlich bin mit dieser Vergänglichkeit nie klargekommen. Wenn man diese alten Aufnahmen von der Industrie heute morgen sah, dann fragt man sich: Wie ist es möglich, dass so eine potente Industrie mit so hoher Produktivität bei Stahl und Kohle, so verschwindet innerhalb der Zeit von 20 - 30 Jahren. ... Das hat mich bekümmert. Ich hatte das sehr persönliche Motiv, das festzuhalten und dann habe die Bilder des Abriss mitgekriegt in der Drehzeit etwa von 1995 - 2000.“
„Es gab einen Punkt, der mir wichtig war: es individualisiert sich alles. Diese vielen Arbeiter, die sich treffen und zusammen sind, in Demonstrationen, in Versammlungen, die gibt’s nicht mehr. Ich habe ja die Schicksale der Entlassenen von Zeche Hugo weiterverfolgt, der eine hilft seiner Frau, der andere arbeitet als Handelsvertreter, das vereinzelt sich alles. Das ist auch bildmäßig schwer zu fassen. Das sieht dann aus wie überall.“
Jens Christian Börner
„1997 gab es einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung ‚Die Helden von damals sind sich fremd geworden’. Da ging es darum, dass sich Teile des Betriebsrats, die im Arbeitskampf von Rheinhausen zusammengearbeitet haben, jetzt zerstritten sind. Ich wollte das einfach nicht glauben. Als 17jähriger hatte ich diese Bilder im Fernsehen gesehen und diese Bilder waren für mich immer Symbolbilder für Zusammenhalt. Und wir wollten wissen, was aus diesem Zusammenhalt geworden ist. Dann sind wir losgefahren und wollten wissen, was aus diesen Bildern geworden ist. Wir sind den Kampfbildern nachgefahren.“
„Uns wurde relativ schnell klar, dass sich unser Film nicht mehr als Geschichte eines Kollektivs erzählen ließ, früher hätte man gesagt, einer Klasse. Man konnte nur noch ein Nebeneinander von Geschichten erzählen. ... Was diese Geschichten einte, war der Bezug zum Ort ... Und das war einer der Gründe, weshalb der Ort zum Fokus des Films wurde, was passiert, wenn eine Arbeitswelt an so einem Ort sich so grundsätzlich ändert.“
zusammenfassende Anmerkungen zu Teil 5 des Films „Ortswechsel“
Der Mensch wird zum Handlager, er führt aus, was der Computer vorgibt, alle Arbeiten werden durch das Rechensystem gesteuert;
Tiefe - Oberfläche - Blackboxisierung der Arbeitswelt, der Gesamtsinn des Zusammenhangs erschließt sich nicht mehr;
vorher war die Tätigkeit Teil einer Erzählung, auch in Bildern darstellbar -
die Lesbarkeit der eigenen Tätigkeit geht jetzt verloren;
Kamerafahrt an den Hochregalen entlang, man sieht nur die Barcodes, lesbar ist es für den Computer, nicht mehr für die Menschen;
dagegen stammen die Buchstaben auf den Metallstreben aus der alten Krupp-Halle, sind Spuren des alten Werks, heute kann sie niemand mehr lesen, die Leute, die jetzt dort arbeiten, kannten die Halle nicht, haben nicht dort gearbeitet, es sind für sie nicht mehr lesbare unerkannte Spuren der früheren Arbeitswelt;
das Internetbild der leeren Fläche in Rheinhausen dient Werbezwecken, eigentlich zeigt es ein Schlachtfeld, ein Planspiel, es ist ein computergeneriertes, überall abrufbares Bild, nicht mehr geographisch zuzuordnen, man hat nicht mehr das Gefühl, das hier ist Rheinhausen;
der Film ist bewusst ohne Protagonisten, dennoch gibt es eine unterschwellige Emotion, ein Gefühl von Anonymität, Abstraktion, niemand weiß mehr, wohin man sich wehren soll.
„Es ist bezeichnet, dass die Sprache noch schweigt über die neue Arbeitswelt, es gibt keine Begriffe, die diese Arbeitswelt kondensieren. ... Darauf basieren diese Texttafeln in unserem Film, das sind Aussagen der Manager von LogPort. Und von denen haben wir den Begriff der Dislozierung.“
„Ein Standort ist noch kein Ort.“
Präsentation: „Fremdgehen — Selbst- und Fremdbilder des Ruhrgebiets“
Bezugsfilme: Zyklus
„Prosper / Ebel - Chronik einer Zeche und ihrer Siedlung 1979 -1982 (5 Filme)
daraus: „Die Einwanderer“_D 1980/81
„Inmitten von Deutschland“_D 1982
sowie: „Das Alte und das Neue“_D 1998
„Die Champions“D 2002
„WagnerBilder“ D 2002
Gabriele Voss
„Ziemlich früh fiel uns auf, dass es unterschiedliche Blicke gibt: wie gucken wir und wie gucken die Menschen, die hier eine Geschichte haben. ... Wir haben die Menschen aufgefordert, ihre Kommentare zu unseren Bildern abzugeben und haben sehr oft zu hören bekommen: ‚So sehen wir das aber nicht’. Insofern waren wir früh konfrontiert mit dem Selbstbild der Leute hier und mit dem Fremdbild, das wir mitbrachten, als Zugereiste mit einem ganz anderen Hintergrund. Wir haben versucht, aufgrund unserer Erfahrung das Changieren zwischen Selbstund Fremdbild in den Film mit hineinzunehmen.“ (Filmbezug: „Inmitten von Deutschland“)
Christoph Hübner
„Untertage ist es ganz still. Das ist eine Erfahrung, die wir gemacht haben, bei den Filmaufnahmen. Diese Stille ist ein ganz wichtiger Teil Untertage. Das fällt mir auf, wenn wir Filme über das Ruhrgebiet sehen, dass es viel um Lärm geht. Die Stille aber ist ein Detail aus der Kenntnis, die man erst erhält, wenn man mit den Leuten lebt.“
„Es gab viele Auseinandersetzungen mit den Leuten, wie etwas darzustellen ist. Erst einmal drehten wir auf Schwarz-Weiß. ... Es kam von Anfang an immer wieder die Frage: ‚Warum dreht ihr das ganze nicht in Farbe’. Dann haben wir ab dem 3. Film entschieden, wir nehmen Farbe mit in die Filme, aber da auch wieder Selbstbild - Fremdbild, wir machen unsere eigene Farbe, wir nehmen das als farbige Bilder hinein, was wir für wichtig finden. Das machen wir als Montage - und da auch wieder andere Bilder, als die Leute von uns erwartet haben.“ (Filmbezug: „Inmitten von Deutschland“)
Gabriele Voss
„Wenn ich mich dem Alltag der Menschen im Ruhrgebiet zuwende, geht es nicht darum, was ich fühle, sondern es geht darum ´rüberzubringen, was das Lebensgefühl der Menschen hier ist. Und ich glaube, ein Stück haben wir das mit diesen Bildern, mit der Musik, mit der Montage getroffen und das hat sie zufrieden gestellt. Wobei die Auseinandersetzungen heftig weitergingen. Die andere Front in den Auseinandersetzungen waren auch die Filmkritiker. Die einen sagten: ‚Das ist zu Schwarz-Weiß und zu kritisch, was ihr macht’. Und die anderen sagten: ‚Das ist zu schön, was ihr macht’. Dazwischen mussten wir uns bewegen. Und wir haben uns dafür entschieden, uns zurückzunehmen, den kritischen Blick mit Fragezeichen zu versehen und statt dessen dahinter zu kommen, was die Menschen empfinden, was sie meinen, was ihr Leben ausmacht. Das war eine ziemliche Anstrengung.“
„Zu der Frage, wie kann die Zukunft hier aussehen, was gibt es für Möglichkeiten, das, was diese Region ausmacht, zu dokumentieren, glaube ich, gibt es zwei Antworten. Eine Möglichkeit ist nicht nur die Langzeitbeobachtung (unser Bottrop- Ebel-Projekt ging schon über drei Jahre), sondern die zweite Möglichkeit ist auch die kontinuierliche Beobachtung. Wir hatten ein Stichwort, als wir das RuhrFilmZentrum gegründet haben, das hieß: „filmische Geschichtsschreibung einer Region“. Immer wieder hinzugehen zu den Orten und zu den Menschen und sehen, was sich entwickelt. Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, Strukturwandel zu zeigen, ohne dass ich mir Strukturwandel als Thema vornehme, sondern ich nehme mir die Lebensgeschichte der Menschen vor und was sie erfahren. (Filmbezug: „Das Alte und das Neue“)
Christoph Hübner
„Von was jetzt erzählen? Mich hat das Ruhrgebiet durchaus gereizt, auch die Kulisse, die das Ruhrgebiet bildet ... d.h. mich hat immer die Anarchie dieser Landschaft gereizt: das Unzusammengehörige, das nebeneinander steht, das sich auch gegenseitig stört. ... Die pathetischen Bilder sind in der Weise nicht mehr möglich. Das ist ein Verlust, aber es ist auch eine Befreiung. Indem es hier so wird wie eine alltägliche Landschaft, kann man hier jetzt auch alle Geschichten erzählen. ... Diese Freiheit hat das Ruhrgebiet heute. Man kann jetzt erzählen, ohne dass es eine Industriegeschichte sein muss oder in den bekannten Kulissen spielen muss.“
„Das Pathetische des Ruhrgebiets bekommt einen postmodernen Charakter: Es enthält Erinnerung und Distanz. ... Wir zeigen einen Ausschnitt, wo es im 2. Teil des Zyklus „Ring des Nibelungen“ um das Bergwerk Untertage geht. .... Wir haben unser Archiv geplündert und sind mit unseren eigenen Bilder wie mit einer Erinnerung umgegangen. Wir haben auch neue Sachen gedreht, meistens im Landschaftspark Duisburg-Nord. Wir haben das Ruhrgebiet als eine Art Schauplatz genutzt für den „Ring der Nibelungen“, als eine romantische Landschaft, aber wie gesagt mit Anführungszeichen, mit Distanz“. (Filmbezug „WagnerBilder“)
Gabriele Voss
„Es gibt zwei Stränge, an denen wir arbeiten, das eine ist das Dokumentarische, die Langzeitbeobachtung, das Erzählen der Geschichte von Menschen. Wie bei dem letzten Film ‚Die Champions’. Das sind vier junge Fußballer im Alter von 17, die gerne Profis werden wollen, die wir drei Jahre begleitet haben. Eigentlich ist es das gleiche Thema, das wir auch beim Film ‚Die Einwanderer’ hatten: der Traum vom Glück, die Suche nach dem Glück. Das Ruhrgebiet ist wie überall, Menschen gehen dahin, wo sie meinen, das Glück zu finden und wenn sie es nicht finden, dann gehen sie wieder weg. Und insofern ist das auch der Wandel hier, wenn es hier das Glück nicht mehr zu finden gibt, dann werden die Menschen wieder auswandern. Das war immer schon so und das wird auch immer so sein. Und der 2. Strang sind Versuche wie bei den ‚WagnerBildern’, anders mit Bildern umzugehen. Und das Interessante ist, das die Bilder des Ruhrgebiets zu etwas Allgemeinerem taugen und etwas ausdrücken können, was der Mensch in Bayern, in Frankreich oder in Asien als ‚Seins’s’ versteht und nicht nur sagt ‚Ach, das ist ja Ruhrgebiet’.“ „Bei dieser Veranstaltung haben wir es mit Film zu tun, und beim Film haben wir es mit Kontexten zu tun. Mit Kontexten können wir etwas zeigen von dem, was der Wandel ist, was der Prozess ist, was im einzelnen Bild und was wir in der Summe einzelner Bilder nicht hinkriegen, wo es leicht zum Klischee wird. Und der Film bietet hier Möglichkeiten.“
Präsentation: „Wohlstand und Glückseligkeit — Freizeit- und Konsumlandschaft Ruhrgebiet“
Bezugsfilme: „Aus grauer Städte Mauern“Thomas TielschD 1985
„Ab durch die Mitte“Ebba JahnD 1996
„Stadt der guten Hoffnung“Volker KösterD 1995/96
„Chain“Jem CohenUSA / D 2004
Thomas Tielsch
„Thema war: Freizeitparks im Einzugsbereich des Ruhrgebiets. These und Ausgangspunkt waren die Kritik am Fernsehen, kulturelle Nivellierung, kultureller Verlust durch das Fernsehen. Man hat für die Menschen Freizeit-Räume gebaut und umgrenzt, also eine Simulation geschaffen. Es ist nicht wie früher, dass ein soziokultureller Raum verschwindet und ein neuer kultureller Raum entsteht, sondern das Fernsehen liefert auch von verschwindenden Räumen deren eigene Simulation. Das Handwerkszeug, mit dem ich mich orientiert habe, hat Baudrillard geliefert. Deswegen sollte mein Film nicht ein Bild vom Ruhrgebiet sein, sondern das Ruhrgebiet selbst sollte ein Bild für einen Prozess sein, den ich mir angeschaut habe. ... Es ist durch die Arbeit an den Orten und mit den Leuten ein Film entstanden, der natürlich ein subjektives Bild des Ruhrgebiets abgibt. Das ist die zweite Ebene gewesen. ... Die Freizeitparks sind im Grunde begehbare Fernsehapparate, in denen die Leute das sehen, was sie kennen und sie haben so im Grunde interaktives Fernsehen.“
„Modernisierungsverlierer sind auch Heimatverlierer.“
„Ich habe vom Ruhrgebiet immer das Gefühl, wie überhaupt für das ganze Land Nordrhein-Westfalen, dass es meilenweit von der Dramatik von vor 20 Jahren entfernt ist und im Moment keine neuen Qualitäten braucht, um als Region eine Umstrukturierung vorzunehmen.“
Ebba Jahn
„Die sogenannten Einkaufswelten erreichbar, vom überdachten Granitweg unterm gläsernen Regendach, unterscheiden sich von innen nicht von ihren weltweiten Filialen - den Chains in den Shopping Malls und Einkaufsstrassen in aller Welt. Nur die Haupteinkaufsstrasse in Oberhausen unterscheidet sich - denn die wurde durch das Centro restlos ruiniert. ... Ein Imbisswagen, im Stile eines amerikanischen Zug-Speisewagens stand am Rande der Baustelle für Geschäftsbesprechungen mit fast food bereit, die Vorhut sozusagen - mit Hilfe des immer noch weltweit bekanntesten US-Markenartikels Coca Cola, der sich das Alleinverkaufsrecht auf dem 200 Fußballfelder großen Gelände gesichert hat. Eine Pepsi sucht man dort bis heute also vergeblich. Und um die Inszenierung des ‚American way’ komplett zu machen, scheute auch niemand vor der rassistisch anmutenden Besetzung des Imbiss-Personals zurück: junge Afrikaner spielen die Rolle von Afro-Amerikanern - die bei uns in New York allerdings keine Tänze hinterm Tresen aufführen ... Shopping-Malls mit integrierten Industriedenkmäler einschließlich Kunst und Kultur in unmittelbarer Nachbarschaft sind in den USA gänzlich unbekannt. Ebenso eine stadtplanerisch angegangene Organisation von Einkaufs- und Unterhaltungsindustrie sowie Wohnungsimmobilien neben dem aus dem Boden gestampften Einkaufszentrum. “ (Filmbezug „Ab durch die Mitte“)
„Und während in den USA die Malls der ersten Generation schon wieder abgerissen werden, strahlen die etwas neueren eine gewisse Verlorenheit aus. Die Kaufkraft lässt nach, wenn sich die Malls gegenseitig das Wasser abgraben. Auch möchten die Amis nicht mehr so gern in fensterlosen Einkaufszentren kaufen und deshalb gibt es schon wieder eine neue Geschäftsidee: Man baut Städtchen-Einkaufsstrassen nach und geht lieber wieder unter freiem Himmel von Geschäft zu Geschäft. Es sind durchaus die selben Chains, nur bei einem neuen Chain-Immobilienmakler.
Nur eine Frage der Zeit , wann der Immobilienschlager OUTLET-VILLAGE für outlet- Modeware der letzten Saison von Dior bis Gucci auch nach Europa kommt - in Japan und England gibt es die neue American Mall-Idee jedenfalls schon und an der Börse ihre Aktien.
Die weiß gestrichenen, leicht unterschiedlich gebauten Holzhäuschen im Skandinavienlook suggerieren jedenfalls einen zuckersüßen Bus-Ausflug in kleinen Boutiquen umgeben von Wäldern. Bis die Untergangsstimmung auch sie einholt – Shop till you drop...heißt ein amerikanischer Spruch - Kauf ein, bis Du nicht mehr kannst. Und wer hat nicht schon alle Schränke voll langst bevor er in seinem Grab landet. (Filmbezug „Chain“)
„Wenn ich jetzt nach Hause komme, gehe ich da immer ins CentrO. Im Vergleich mit Amerika - Hut ab! - das ist in einer Weise zusammengestellt, die den Leuten gefällt und auch den Jugendlichen. Wir hatten früher in Oberhausen eine Kneipe als Treffpunkt und sonst nichts. Auf unserem Spielsplatz haben die ein Parkhaus gebaut. Und jetzt im CentrO: keine Autos, Bänke, schön grün da, jetzt treffen sich die Jugendlichen da und es wäre ein Verlust, wenn das abgerissen würde. Da ist was bei der Übernahme von Amerika und England nach hier positiv gewandelt worden.“
Präsentation: „Ruhrgebietsbilder aus Filmhochschulen und Medienzentren“
Bezugsfilme: „Erinnerungen an Phönix“Jonas DickmeisD 2001 „Phönix.de“Marcus Greulich / Michael RingelsiepD 2001
„Ich sehe was, was du nicht siehst“_Jonas Dickmeis / Chris Caliman / Andreas KrolD 2003
„Diese schreckliche Straße”Birds Mill MediaD 1998
„Indiz“Andreas WuckeD 1998
„MeanwhileMarkus BledowskiD 2002
„Emscherpark Overdrive”Frank NiehuysmannD 1998
„Das goldene Seepferdchen”Andreas KlemtD 2000
„Demolition Entertainment”Jörg KewelohD 2003
Klaus Helle
„Filme zum Ruhrgebiet entstanden bei uns an der FH Dortmund eher von denen, die aus dem Ruhrgebiet kamen, als von solchen, die von außen kamen. Denn die meisten Studierenden kommen aus Köln, Stuttgart, München oder aus dem Ausland. Da haben wir festgestellt, dass es bei denen eine Scheu, eine Berührungsangst zu Ruhrgebietsthemen gibt. Und eine Antwort, wenn ich gefragt habe, warum dreht ihr nicht in Dortmund oder hier in Nähe, war dann: ‚Man kennt ja diese Klischeebilder schon, immer diese Zechentürme oder der Abstich am Hochofen, das gibt es schon häufig, das wollen wir nicht’. Und dann habe ich festgestellt, dass wenn sie länger hier waren, sie es geschafft haben, die Oberfläche zu durchdringen und das Pathos und die Klischeefalle zu vermeiden.“
„Dann gab es vor zwei Jahren das Projekt ‚phoenix.de‘, das vom Fachbereich Design der FH Dortmund initiiert worden ist. Es hat eine Ausschreibung stattgefunden für Fotografen, Graphikstudenten, Objektdesigner und Kamerastudenten etwas zu machen zum Thema ‚Phoenix‘. Das war das stillgelegte Stahlwerk in Dortmund- Hörde, wo eine neue Verwertung wartete auf diese Industriebrache, wo die Hochöfen und Industriehallen noch standen. Intendiert war eine künstlerische Bearbeitung. Die hieß ‚Kunst in der Zwischenzeit’, diese Zeit zwischen Stilllegung, neuen Arbeitsplätzen und Industrien und neuen Kunstambitionen und neuen Wohnungsplänen. Dokumentiert wurde diese Zwischenzeit und in diesem Projekt sind einige Filme entstanden, die ich hier vorführen möchte.“
„Ich erinnere mich an die Faszination der Arbeit im Ruhrgebiet als Rainer Komers und ich in Rheinhausen 1987/88 gedreht haben in diesem Konverter-Betrieb, der allein über fünf Stockwerke hoch war und der diese gewaltigen Dimensionen hatte. Bei dem Versuch, neue Arbeit zu zeigen, begegnete uns damals ein Stahlarbeiter demonstrierend auf der Straße, der sagte: ‚Als Kranfahrer habe ich bei Krupp ´zig Tonnen bewegt und soll ich da jetzt zu McDonald’s ans Fließband gehen und kleine Brötchen backen‘. Er bezog sich auf die Ersatzarbeitsplätze, die damals angeboten wurden. McDonald’s wollte auf dem ehemaligen Krupp-Gelände eine Fabrik für Brötchen errichten. Oder eine andere Erfahrung: Als wir nach der Stillegung von Rheinhausen ehemalige Arbeiter in Umschulungsmaßnahmen besuchten, da sahen wir, dass die Arbeiter, die vorher am Hochofen gestanden hatten, mit etwas ratlosen Gesichtern vor Computer-Bildschirmen saßen und die Computer-Maus nicht in ihre großen Hände passen wollte. Das sind neue Bilder, die zunächst nicht attraktiv erscheinen, die aber im Kontext mit den bildmächtigen Bildern der Vergangenheit doch wieder eine Aussage haben.“
Andreas Krol
„Natürlich war es schwierig sich zu überlegen, was die Zukunft dokumentieren soll und was wir überhaupt darstellen, wo noch nichts da ist außer Plänen für einen See, ein Technologie-Zentrum und einen Landschaftspark. Das ‚dortmund-projekt‘ wollte zuerst, dass wir diese Sachen abfilmen und zeigen, was entstehen soll. Das wollten wir nicht. So hatten wir die Idee, ein kleines Mädchen und einen alten Mann zu nehmen, die symbolisch die neue und die alte Zeit darstellen, und die sich in der Halle bewegen.“ (Filmbezug: “Ich sehe was, was du nicht siehst“)
Jonas Dickmeis
„Wir haben mit der Fachhochschule und den Studenten zusammen eine Begehung des Geländes auf ‚Phoenix‘ gemacht. Vorher konnte ich mir gar nichts vorstellen. Erst als ich auf dem Gelände war, hat mich das fasziniert, diese Atmosphäre auch darstellen zu wollen, die da herrscht. Mein Ursprungsgedanke war, eine dokumentarische Collage zu machen aus Bildern des Werksgeländes, die etwas von der Poesie des Ortes wiedergeben. Daraus entstand dann die Idee , im Off jemand von der Vergangenheit des Geländes erzählen zu lassen. Schließlich ergab sich daraus der Schluß, diese Person selbst auf dem Gelände zu filmen, wie er in die Vergangenheit geht und an die Arbeit dort erinnert. ... Für mich war das genauso eine Entdeckungsreise wie für den Herrn Mahlmann, der durch das Gelände führt. Und ich habe das auf sehr spontane Art mit der Kamera festgehalten.“ (Filmbezug: „Erinnerung an Phoenix“)
Gabi Hinderberger
„Der B 1 - Film ‚Diese schreckliche Straße‘ ist eine knappe Stunde lang und er bringt viel zum Ausdruck, was das Ruhrgebiet prägt und wenn man den zweiten Film ‚Meanwhile‘ von 2002 ansieht, dann präsentieren die beiden Filme etwas von dem, was auch andere Filme über das Ruhrgebiet auszeichnet, die in unserem Festival ‚Blicke aus dem Ruhrgebiet‘ zu sehen sind. Einmal die Spiegelung der Faszination der gigantischen Ausmaße der Industrie und des Verkehrs. Andererseits die Nutzung des Ruhrgebiets als Kulisse für andere Geschichten - das passiert vor allem in Spielfilmen, aber kann auch Ausgangspunkt für eine dokumentarische Erkundung sein.“
„ ‚Blicke aus dem Ruhrgebiet‘ ist in erster Linie ein Festival für die Filmemacher, die im Ruhrgebiet leben und die schicken nicht nur Filme ein, die sich mit dem Ruhrgebiet auseinandersetzen. In der Tat ist das eher die Minderheit der Filme. In der Vorsichtung und Auswahl diskutieren wir jedes Jahr neu, was wir mit dem Festival wollen. Zunächst wollen wir gute Filme zeigen, aber es ist jedes Jahr die Frage, wie viel Raum geben wir Filmen, die Blicke ‚auf’ das Ruhrgebiet zeigen. ... Im Amateurbereich ist es z.B. so, dass die viel ungeschminkter zeigen, wie sie das Ruhrgebiet gerade erleben. Das fing 1993 an mit Filmen zur Verbindung von Kunst und leeren Industriegebäuden. Da gab es viele Tanzfilme, Graffiti und Installationen, was da so alles stattgefunden hat in diesen Ruinen. Das ging dann über in einen ‚neuen Heimatstolz‘, als die IBA hier aktuell war. Da wurden viele IBA-Projekte einfach wiedergegeben: die Eröffnung des Innenhafens in Duisburg, die Eröffnung des Hafenmuseums etc., wo die Leute einfach hingehen, davon fasziniert sind und auf dieser neuen Ebene sich mit dem Ruhrgebiet identifizieren. Heute gibt es alltäglichere Geschichten aus dem Ruhrgebiet.“
Präsentation: „Unternehmensbilder des Ruhrgebiets“ — Ein Beispiel aus dem ThyssenKrupp Konzernarchiv
Filmbezug: „Nur der Nebel ist grau“Robert MenegozD 1965 25 Min.
Abstract des Vortrags von Manfred Rasch:
Dargestellt wurden die Hauptentwicklungslinien des Industriefilms im Ruhrgebiet seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Vorreiter der frühen Filmproduktion waren die Fried. Krupp AG in Essen (sie besaß seit 1908 eine eigene kinematographische Abteilung), die Gutehoffnungshütte in Oberhausen und die Phoenix-Werke in Dortmund. Filme entstanden zu Image- und Lehrzwecken, zur Information über Produkte, für die Forschung, aus Repräsentationsgründen.
Mit dem 1. Weltkrieg mutierte der Industriefilm zum Propagandafilm für die „Heimatfront“ der Mittelmächte und für das neutrale Ausland. Industriefilme sollten die Zuschauer von der Richtigkeit der Regierungspolitik überzeugen. In der Mitte des 1. Weltkriegs entstand die Filmproduktion DEULIG (Dt. Lichtbildgesellschaft - GLG, später deulig), eine Gründung der deutschen Wirtschaft. Sie stellte bis Kriegsende über 150 Dokumentar- und Kulturfilme her. Ab 1917 entstand die BUFA, eine staatliche Filmstelle, die schließlich im gleichen Jahr in die Ufa überführt wurde. Ob in dieser Zeit vor allem Industrieaufnahmen in staatlicher Regie entstanden, oder ob die Filmproduktion der Industrie weiterging, ist noch nicht erforscht.
In den 20er Jahren gründeten weitere Werke eigene kinematographische Abteilungen. Im Dritten Reich wurde der Film als „Führungsmittel“ eingesetzt. Seit 1934 musste in den Kinos ein Vorfilm gezeigt werden, daher nahm die Produktion von Filmen auch über die Industrie zu. Filme über die Stahlindustrie von Walther Ruttmann (Ufa-Produktionen „Metall des Himmels“ und „Mannesmann“) gewannen Preise auf internationalen Festivals. Filme wie diese transportierten ein Technikpathos, die Arbeiter wurden heroisiert, in Totalaufnahmen gezeigt, mit Lichteffekten wurden die Bilder dramatisiert, die Filme im Rhythmus der Musik geschnitten.
Mit Kriegsende beendeten die Alliierten die Vorherrschaft der Ufa in der Filmwirtschaft. Westdeutsche Industrieunternehmen setzen nun wieder Industriefilme ein, um ihr Image zu verbessern bzw. wieder zu gewinnen. Der Industriefilm erlebte als Vorfilm in den Kinos und als Beitrag in den Kinowochenschauen wie „Blick in die Welt“ eine unerwartete Renaissance. Gezeigt wurden vor allem der Fortschritt im westdeutschen Wiederaufbau, der Fortschritt der Technik. Weitgehend ausgeklammert blieben die Folgen des 2. Weltkrieges, seine Ursachen, Täter und Opfer. Außerdem war die filmische Ästhetik und der Musikeinsatz noch stark an den Filmen des Nationalsozialismus orientiert.
Mitte der 50er Jahre gab es eine Reihe von Jubiläumsfilmen zum 100jährigen Bestehen einiger Unternehmen. Diese zeigten das Erreichte: technische Anlagen und den technischen Fortschritt, Produkte und Sozialeinrichtungen der Firmen. Ein eigener Filmtyp waren wochenschauähnliche Berichte über die Besuche ausländischer Staatsgäste oder hoher deutscher Politiker in den Unternehmen; diese dienten gleichfalls der Imageverbesserung.
Aus diesen 50er Jahren stammen diverse Firmen, die heute eine Quelle zur Technikgeschichte sind, da sie im Bewegtbild Verfahren zeigen, die sonst nur schematisch auf Papier beschrieben sind.
Seit 1952 lassen einzelne Firmen auch auf Farbfilm drehen, zu dieser Zeit wird Farbfilm bereits umfangreicher eingesetzt als in der Spielfilmproduktion. Ein Film wie „Feurige Hochzeit“, 1951 hergestellt für die Wirtschaftsvereinigung Stahl- und Eisenindustrie, zeigte Bilder von der Stahlproduktion, die besonders geeignet waren für eine farbige Wiedergabe.
Früh begannen der Mannesmann-Konzern in Düsseldorf und die August-Thyssen- Hütte in Duisburg wieder Industriefilme zu produzieren. Letztere dokumentierte die Unternehmensentwicklung durch Berichte in Wochenschauform, baute eine eigene Ausleihestelle für ihre Filme auf. Neben dem allgemeinen Publikum waren auch Aktionäre Zielgruppen für Industriefilme.
In diesen Kontext fällt auch die Entstehung des Films „Nur der Nebel ist grau“ von Robert Menegoz, der 1965 fertig gestellt wurde und ein Film aus der Hochphase der Stahlzeit ist. Die Unternehmensleitung entschied, der Film solle zeigen, dass eine Hütte nicht grau oder schmutzig sein muss. Außerdem sollte der Film avantgardistisch sein, ein Bild vom Verhältnis Mensch und Maschine und der modernen Stahlproduktion mit hohem Automatisierungsgrad geben. Auch wurde eine eigens für den Film komponierte Musik in Auftrag gegeben.
Produktionsfirma war die DIDO (Dt. Industrie- und Dokumentarfilm GmbH) aus Düsseldorf; der Regisseur Menegoz war bereits preisgekrönt für einige Industriefilme. Die Quellen zur Entstehung des Films zeigen, dass sich Menegoz einen großen Gestaltungsfreiraum von der Unternehmensleitung bestätigen ließ, was die Bildkomposition und die Bildfolgen anging. So ist in diesem Film als einem der wenigen Industriefilme auch ein Störfall dokumentiert. Der Titel des Films schließlich war inspiriert von einem ‚Spiegel’-Titel, der vom blauen Himmel über der Ruhr schrieb und bezug nahm auf die ersten Maßnahmen gegen die negativen Auswirkungen der Industrialisierung auf die Umwelt.
(Petra L Schmitz)
Als weitere Titel zur Geschichte des Industriefilm sind zu empfehlen:
Manfred Rasch, Karl-Peter Ellerbrock, Renate Köhne-Lindenlaub, Horst A. Wessel (Hg.): Industriefilm – Medium und Quelle. Beispiele aus der Eisen- und Stahlindustrie. Bearbeitet von Manfred Rasch. Essen, 1997. 279 S.
Manfred Rasch u.a. (Hg.): Industriefilm 1948 – 1959. Bestandsaufnahme aus Wirtschaftsarchiven des Ruhrgebiets. Bearbeitet von Silke Heimsoth. Essen, 2003. 484 S.
„Das Unternehmen im Bild - das Bild vom Unternehmen: Zum Industriefilm der Eisen- und Stahlindustrie. Themenheft von Ferrum - Nachrichten aus der Eisenbibliothek. Nr. 76, 2004, Stiftung der Georg Fischer Fischer AG, Schlatt / Schweiz, 114 S.
Gespräch: „Welche Bilder braucht das Ruhrgebiet? — Welche Bilder gibt das Ruhrgebiet her?“
Jürgen DresslerDezernent für StadtentwicklungDuisburg
Robert BosshardAgentenkollektivOberhausen/Duisburg
Filmbezug: „Ben Ruhr - Aufbruch im Revier“Robert Bosshard / Heinrich Pachl D 1988
Robert Bosshard
„Das ist die Suche nach einem Bild, das nicht moralisch abgesichert ist, einem Bild, das sich nicht definiert über bestimmte Erwartungen eines Unternehmers oder einer Regierung, die eine Investition macht und dazu Propagandafilme braucht. Der Ganser, der Leiter der IBA, der hat den Film zwar mit großem Vergnügen seinen engsten Mitarbeitern während der Weihnachtsfeier gezeigt, hat aber alles daran getan, dass dieser Film nicht gesehen werden konnte. Und wenn nicht einzelne Mitstreiter wie Paul Hofmann da wären, dann hätten den eigentlich wenig Leute gesehen. So kam’s, dass der Film eine relative Popularität erreichte bei einer Bewegung, der ‚IBA von unten’, wo man nicht versucht hat, das Image der Region zu modernisieren, sondern wo man versucht hat, Betroffene ins Auge zu fassen, die Opfer des Transfers sind und die übrig bleiben.“ (Filmbezug „Ben Ruhr - Aufbruch im Revier“)
Jürgen Dressler
„Das Ruhrgebiet perspektivisch zu begreifen, mache ich immer wieder fest an der Frage, wie groß die Neigung in unserem Lande und darüber hinaus ist, diese Region erst einmal aufzusuchen und auch als Lebensmittelpunkt zu begreifen. Die räumlichgesellschaftliche Entwicklung dieser Region, wie ich sie sehe, hängt davon ab, wie die Ressource Ruhrgebiet, wie die Potentiale, die endogenen Kräfte dieser Region Interessantes nach außen hin vermitteln, Interesse generieren und damit dieser Region real Perspektive geben. ...
Es ist die Frage, dass nicht nur ein in bestimmten elitären Kreisen von Politik, von Unternehmensführung, von Gewerkschaften, ein gewolltes Bild transportiert wird, sondern es ist die Frage, ob auch Banalitäten, die eine Region reizvoll machen können, inwiefern die jenseits dieser Region vermittelbar sind.“
Robert Bosshard
„Ich möchte meinen Kampf für das Bild hier repräsentieren. ... Die Region ist ein Abstraktum, ist eine Heimat, es ist auch meine Heimat. ... Ich suche das Bild gegen die Zugehörigkeit. Mein Anliegen ist, nicht mit der Region verbunden zu sein, wenn ich einen Film mache. Weil es für mich absolut essentiell ist, das Fremde zu entdecken, sich fremd zu fühlen, eine Distanz zur Region herzustellen. Wenn ich sage, ein Bild gegen die Betroffenheit, gegen die Melancholie herzustellen, statt dessen eine Vitalität zu haben und zwar in diesem Befremden mit einem Sinn für das Widersprüchliche einer Region, das Nichtfunktionierende aufzudecken. Das ist doch ein Bild, das Interesse weckt. Niemand will im Bild eine Lösung sehen für etwas, das ungelöst ist. Es ist ein Bild, das Fremdheit herstellt.“
Jürgen Dressler
„Es ist mir wichtig, dass die Vermittlung der Region aus einer Souveränität heraus passiert. Und diese Souveränität ist nicht da. Die Alimentierung der letzten 30 Jahre hat einen gesellschaftlichen Zustand hier erzeugt in der Breite, der nach außen hin nicht die Kraft hat zu vermitteln, wie diese Region ist, sondern dass wir hier konsumierend in den letzten 30 Jahren in einen Zustand versetzt worden sind, eigentlich alles billigend hinzunehmen. Ich möchte hier in der Region die Perspektive zeigen, mit den medialen Möglichkeiten vermitteln, dass wir eine Bedeutung, dass wir eine Kraft haben. Es geht nicht um Heimatfilm, was wir subjektiv schön finden, finden die anderen eben nicht schön.“
Robert Bosshard
„Ich bin kein Dokumentarfilmer, weil ich noch nie sauber war in der medialen Disziplinierung. Ich habe immer schmutzige Filme gemacht, meistens Spielfilme, die Dokumentarfilme sind mir dazwischengeraten, dann kam mir ein Kabarettist über den Weg. Ich bin hier auf die Ehrlichkeit des Mediums aus gewesen. Und im Dokumentarfilm, im traditionellen, sehe ich ein Gegenbild. Zu dieser Propagandabildhaftigkeit, die die Medien suggerieren, die kapitalistisch entwickelt, hoch technisch forciert, das ist bezogen auf Vilem Flusser, wo quasi der Apparat, den man bedient, dass Filmemachen und die Bilder vorweg suggeriert, die der Apparat mal bringen soll, der nach ganz bestimmten ökonomischen Prinzipien funktioniert. Der Dokumentarist versucht das zu durchbrechen.“
„Die Bilder haben hier die Kraft der Unbeherrschtheit. Da war eine Situation, in der nichts geplant ist, wir wussten nicht, dass ein Polizist in dem Ortsteil ist, wussten nicht, dass wir angesprochen werden auf der Straße, weil im „Stern“, glaube ist, geschrieben worden ist, in Bruckhausen seien die Leute so arm, dass sie Hundenahrung essen müssten, noch haben wir das mit dem Ballsaal da oben gewusst. Wir hatten einen Kameramann, der sehr präsent war und der mitimprovisiert hat, hatten den Mitspieler wie Heinrich Pachl, der eine große Erfahrung hat in der direkten Interaktion und hatten daher sehr viele Zufallsbilder aus der Situation. Die Kraft dieser Bilder ist, dass nicht eine Stereotypie auftaucht und wenn im Hintergrund der Kühlturm von Thyssen auftaucht, dann ist das mehr, weil wir in diesem Ortsteil waren und nicht, weil wir das Bild extra gemacht hätten. Solche Bilder haben eine destruktive Kraft, weil Erwartungen nicht erfüllt werden“. (Filmbezug „Ben Ruhr - Aufbruch im Revier“)
Publikumsanmerkung (Klaus Wildenhahn)
„Ich bin besuchsweise in Lothringen gewesen, wo eine Stahlregion war, in der Borinage gewesen und war während des Bergarbeiterstreiks in Nordengland. Soweit meine Kenntnisse reichen, ich war nur Besucher, sind diese Regionen verlassen, verkommen und da stehen diese Bauten rum. Alle sind sie sicher denkmalswürdig. Was mich hier im Ruhrgebiet positiv beeindruckt hat, ich komme aus dem fernen Hamburg, also als Tourist fand ich das toll, die Idee mit der Emscher-Ausstellung, mir gefällt das. Seit gestern, wo ich diese Filme gesehen habe, frage ich mich, warum wird hier soviel gemacht, das so schön zu machen, ästhetisch ansprechbar. Und dann habe ich in Zeitungen gelesen, dass in der ehemaligen DDR die ganzen Städte mit voller Kraft neu dekoriert worden sind und wunderbare Außenbilder bieten wie Görlitz z.B. so alte Städte, aber die Einwohner weggehen, oder kaum da sind. Dass Kulissen dort vorhanden sind, die äußerlich dekoriert sind, mit dem neuen Biedermann aufgetakelt, aber leer... Es gibt sicher Schreiber, die darüber theoretisieren, das sind Entwürfe für die Zukunft, damit das dort einmal gefüllt wird. ...
Und dann kommt ein zweiter Gedanke, den verdanke ich dem Schreiber Sebaldt, der über den Bombenkrieg und die Auswirkungen in Deutschland geschrieben hat und plötzlich seit gestern taucht bei mir die Frage auf, ob diese, wie nenne ich das, ungeheure Vitalität, die hier im Ruhrgebiet in solchen Diskussionen, Anstrengungen wie Emscher-Park zu spüren ist, ob das eine verlagerte, unbewusste Verarbeitung der Erfahrung mit dem Bombenkrieg ist, ein untergründiger Impuls, der uns in sentimentalischer Art und Weise verfolgt.“
Präsentation: „Die Regionalberichterstattung des WDR“
Ralf Makrutzki
„Wir haben hier eine Besonderheit im Ruhrgebiet. Die Zuschauer hier, das ging aus Zuschauerbefragungen hervor, hatten den Wunsch, dass ihre Sendung ein Ruhrgebietsgefühl vermittelt. Es war so, dass hier die Menschen einen sehr großen Wert darauf legen, dass die Lebenswirklichkeit und deren Mentalität in der Sendung zum Ausdruck kommt. Sie wollen sich in der Sendung ‚Lokalzeit’ wiederfinden. Das ist bei den Kölnern oder Aachenern nicht so gewesen. ... Wir versuchen darauf einzugehen. Das liegt auch daran, dass im Ruhrgebiet schlechte Nachrichten an der Tagesordnung sind, wir merken hier eine Umkehr des journalistischen Prinzips, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind. Die Menschen hier warten sehnsuchtsvoll auf gute Nachrichten. Wir haben sozusagen den Zuschauerauftrag, wenn mal was Positives passiert im wirtschaftlichen Bereich, das bloß zu vermelden, weil Arbeitsplatzabbau und ähnliches, das passiert so oft. Das hört sich vielleicht etwas naiv an. ... Journalisten müssen da ein bisschen umdenken. Wir wollen mit unserer Sendung Geschichten erzählen, die Leute sollen dranbleiben, wir wollen nicht zum Ab- und Umschalten animieren und von daher nehmen wir diese Wünsche auch sehr ernst.“
„Die Leute erwarten von uns, eine Nachricht mit einem Hintergrund zu erzählen, das nicht nur nachrichtlich aufbereitet zu sehen, sondern bei den Leuten zu sein. Die wollen ihren Dialekt wiederfinden und das alles nicht gekünstelt haben. ... Die Menschen sind hier einfach sehr authentisch. Hier entwickelt sich ein Selbstbewusstsein gegen das von außen aufoktroyierte Negativbild, das Ruhrgebiet hat viel zu bieten, ein Stolz auf die Region. Der Frau aus unserem Film, die eine Pension betreibt, der nimmt man den Stolz ab, wenn sie das sagt. ... Das könnte man nicht auf die Menschen in Essen, Bochum, Duisburg übertragen, dass die sagen: ‚Hey, wir müssen uns gut verkaufen’. Das glaube ich eher nicht.“
„Es gibt auch Filme, die nicht so einen großen Anklang finden bei den Zuschauern. Wir fanden von der Redaktion einen Film über jugendliche Einradfahrer toll, der war kreativ umgesetzt bei den O-Tönen, der hat eine schöne Kameraarbeit geleistet. Unseren Zuschauern war der Film zu schnell geschnitten, die Musik hat ihnen nicht gefallen, das ist plausibel, wenn man sich unsere Zuschauerstruktur anguckt. Es gab auch viele Besorgte, die meinten, wir regen da zum Nachmachen, zum Einradfahren in der Fußgängerzone an. Da gingen die Meinungen der Redaktion und der Zuschauer sehr auseinander. Wir werden weiterhin solche Filme im Programm zu haben, weil wir uns auch weiterentwickeln müssen. ... Die Redaktion möchte da auch eine andere Bildsprache durchsetzen.“
Präsentation: „ProtagonistInnen aus dem Ruhrgebiet in Doku-Soaps“
Filmbezug: „Abnehmen in Essen“Claudia Richarz / Carl-Ludwig Rettinger D 1999 / 2000_WDR/Arte
„Samba für Singles“Claudia Richarz / Carl-Ludwig Rettinger D 2004_WDR/Arte
Claudia Richarz
„Es war eher zufällig, dass wir an die Leute im Ruhrgebiet gekommen sind. Es war nicht so, dass wir dachten: Wo gibt es denn hier die tollsten Leute, jetzt suchen wir uns die mal da. Sondern wir hatten eine Ausschreibung zum Thema „Abnehmen“ und suchten dann Leute in NRW, weil wir für den WDR arbeiten wollten, die im Fernsehen abnehmen würden. Dann haben sich welche gemeldet. Und dann waren die drei Heikes und die beiden Schwestern aus Essen die besten. Und so kam es dann, dass ich mit denen in Essen gedreht habe. Und als wir dann ‚Samba für Singles’ machten, haben wir uns überlegt: Sollen wir wieder mit Leuten aus dem Ruhrgebiet drehen oder sollen wir lieber in Köln drehen? Denn ich komme aus Köln und das wäre praktischer gewesen. Dann fanden wir aber, dass die Menschen im Ruhrgebiet eine spezielle Qualität haben. So dass wir dann nur im Ruhrgebiet eine Anzeige geschaltet haben, dass wir hier Leute suchen, um hier ‚Samba für Singles’ zu drehen. Aber trotzdem hat uns zunächst auch das Thema interessiert.“
„Ich war jetzt schon länger hier beim Symposium und habe auch das Streitgespräch mitbekommen über die Bilder, die das Ruhrgebiet braucht und die Bilder, die das Ruhrgebiet hergibt. Ich mache selbst Kamera, ich mache es so, ich will einfach, dass es schön aussieht. Ich mache die Bilder, die mir persönlich auch gefallen. Andererseits drehe ich so, dass ich mir vorher überlege, was ich machen will. Ich fahre jetzt also dahin, um eine bestimmte Situation zu drehen und alles ist anders. Dann drehe ich spontan. Es ist nicht so, dass ich sage: ‚Ich wollte eigentlich was anderes machen’, sondern dann gucke ich, was passiert.“
Podium: „Die Bildmächtigkeit des Ruhrgebiets — Was bleibt? Was ändert sich?“
Klaus Armbruster
„Trotzdem ist es so, dass dieselben Bilder, es gibt ja auch Bilder, die häufig zitiert werden, sich verändern, durch die Kontexte. Insofern bin ich etwas kritisch dem Begriff der ‚alten’ und ‚neuen’ Bilder gegenüber. ... Es war so, dass ich plötzlich feststellte (bei der Arbeit am ‚Ruhrwerk’), dass die uns allen bekannten Bilder der Industrialisierung, der Bergwerks-Bilder und der Stahlwerker in Arbeitsschutzanzügen, dass die sich in einer merkwürdigen Art und Weise geglichen haben mit den Bildern der Zukunftsarbeitsstätten, der so genannten Reinraum- Produktion für Handys oder Computer, wo keinerlei Staub sein darf. Wo das Gegenteil der Fall war, wo man sich vorher schützen musste gegen das, was die Arbeit an Staub, Hitze mit sich brachte, muss man nun die Produkte schützen vor den kleinsten Stäubchen. Und dazu musste man wieder Schutzanzüge tragen, allerdings blütenweiß, und musste eine Schleuse durchgehen. ... Und jetzt noch mal eine andere Polarität: das ist die Differenz zwischen den Bildern, die das produzierende Ruhrgebiet darstellen, Stahl und Kohle herstellende, die einen gewissen Heroismus haben. Wenn man die vergleicht mit den Bildern des sich kommerzialisierenden und sich touristisch schmückenden Ruhrgebiets, die uns hier entgegen gekommen sind, also CentrO Oberhausen oder andere Einkaufszentren, also wenn man das Angleichen der Bilder sieht, da ist schon eine Diskrepanz vorhanden, das hat so gut wie nichts miteinander zu tun und da scheint auch etwas verloren zu gehen. Und ich glaube, dass dies eines der Probleme der Identität des Ruhrgebiets ist, dass das, was mal wesentlich war, die Produktion, wie sie sich in großen Maschinen und Gebäuden ausdrückt, eine industrielle Schönheit hervorruft und bei den Menschen eine Art von Arbeits- und Lebenskultur hervorrief, die gefährliche Arbeit zu bewältigen und auf der anderen Seite, der noch nicht genau erfassbare Strukturwandel, der sich in ganz anderen Bildern ausdrückt.“
Gabriele Voss
„Hinter den alten Bildern stand die Macht der Eigentümer. Es ist die Frage, ob es das ist, was das Ruhrgebiet stark gemacht hat. Diese Frage würde ich anders beantworten. Was das Ruhrgebiet stark gemacht hat, sind die Menschen, die dahinter standen und in diesen Zusammenhängen gelebt und sie gestaltet haben. Weniger in der Architektur, die war vorgegeben, aber was die Beziehungen, die Verhältnisse angeht, da drückt sich ganz stark etwas aus, was die Kraft der Menschen war und was das Ruhrgebiet faszinierend macht. Und wo andere sich drin erkennen, weil darin Lebenserfahrung ist, die sie teilen. ... Und was interessantbleibt, ist die Geschichte dieser Menschen zu erzählen, oder sie selbst erzählen zu lassen.“
Klaus Armbruster
„Wir sprechen immer von den Menschen im Ruhrgebiet, von denen, die die Arbeit getan haben. Wir sprechen nicht von den Menschen im Ruhrgebiet, die die Entscheidungen getroffen haben. Die Zielvorgaben werden nicht von den Menschen im Ruhrgebiet getroffen ...
Ich will eine These aufnehmen, die heute auch schon Klaus Wildenhahn angesprochen hat ... Ich meine, was die Identität des Ruhrgebiets angeht, dass es das Ruhrgebiet nicht geschafft sich, sich mit seiner Industriegeschichte auch als Kriegsgeschichte auseinander zu setzen. Ich habe das in der Arbeit mit den Bildern erlebt, dass die Menschen in ungeheuren Anstrengungen Industrien aufgebaut und dort gearbeitet haben und dass es dabei zwei Mal zum Krieg kam. Mit dem Ergebnis, dass die ‚Waffenschmiede des Reiches’, das war das Ruhrgebiet, und es war in den Industriefilmen superdeutlich, was es war, dass die Waffen als Bomben zurückkamen und sie haben zu Zerstörungen geführt und zu menschlichen Tragödien. Und nach dem 2. Weltkrieg gab es eine neue große, schnelle Anstrengung, das Wirtschaftswunder, das alles Vergessenmachende sowie jetzt die gegenwärtige Idee, man könne auch dies alles wieder sofort und irgendwie überwinden. Dieser Punkt wäre zu untersuchen für die Identität des Ruhrgebiets, auch für den Weg in die Zukunft, um zu sehen, was diese Geschichte mit uns gemacht hat und dass das Ruhrgebiet auch diese spezifische Kriegsgeschichte hat.“
Katharina Blum
„Man muss sehen, dass sich das Ruhrgebiet ein neues Image geben will, das wird propagiert. In der Filmstiftung gibt es die ‚Film Commission’, die hilft Drehorte zu finden. Es gibt ein Städtenetzwerk, wo verschiedene Städte ihren Filmservice anbieten, damit es Produzenten und Regisseuren erleichtert wird, vor Ort zu drehen. Und da drängen die Städte des Ruhrgebiets in dieses Netzwerk, die wollen darein und wollen mit einem Image darein. Die sind kooperativ, was Drehgenehmigungen angeht, und die wollen so wegkommen von einem alten Bild.“
Gabriele Voss
„Diese Bilder, die für das Ruhrgebiet standen, waren am Anfang Werbebilder. Die große Industrie wollte sich so präsentieren und diese Bilder sind dann übrig geblieben. Wir hatten einen Bergmann, der eines Tages mit einem Schild auf der Brust in die Zeche rein und da stand drauf: ‚Ich gehe hier nicht freiwillig hin’, um sich von dem Zechenturm und dem Gebäude zu distanzieren. Mir haben Leute gesagt, die in Rente gingen: ‚Auf eine Zeche gehen, nie mehr’. Das heißt, wessen Identität verkörpern diese Bilder? Das haben die Menschen hier immer stark empfunden, es wird ihnen als Etikett angeklebt. Und jetzt ist es weg, jetzt suchen auch die anderen andere Bilder. Während die Menschen, wenn es um ihre Identität geht, in welchen Bildern finden sie sich denn wieder, hätten sie vielleicht schon andere genommen als den Zechenturm, die wahnsinnige Stahlwerkskulisse am Rhein.“
Katharina Blum
„Es geht nicht nur darum, ob man eine alte historische Kulisse hat oder ob man auf der anderen Seite, das Ruhrgebiet modernisieren will und dafür Bilder finden möchte. Es geht ja doch um so etwas wie Normalität. Es gibt da noch eine breite Palette dazwischen. Dazwischen müssen Filme gemacht werden, dazwischen müssen die Menschen leben, da müssen Drehorte gefunden werden und da siedeln sich Geschichten an. Wir hatten den Film ‚Das Wunder von Bern‘ erwähnt. Natürlich hat man dem Regisseur Sönke Wortmann und dem Produzenten Tom Spieß gesagt: ‚Dreht doch in Polen, da findet ihr noch die Kulissen‘. Und die haben aber die Kulissen im Ruhrgebiet gefunden, was die Stadtverantwortlichen eventuell gar nicht so klasse fanden, das die Sachen hier noch existieren. Aber das hat ja auch einen Charme. Und dann gibt es Filme, die spielen in der U-Bahn, da haben wir ein Bild von Moderne, von Lichtern etc. Ich glaube, das Dazwischen, das ist der Weg.“
Uwe Knüpfer
„Wenn Sie ins Ruhrgebiet kommen, wissen sie sofort, dass sie im Ruhrgebiet sind. ... Das erledigt auch sofort die Diskussion darüber, ob das Ruhrgebiet jetzt auseinander fällt nach dem Ende der Montanindustrie, es gibt ja solche Diskussionen: Dortmund ist dann für sich und Duisburg ist für sich und Essen. ... Bleiben wird eine Erfahrung, eine ganz bestimmte Sozialisation, eine Umgangs- und Alltagserfahrung, die die Mentalitäten prägt, wohin sie auch kommen. Und es wird weiterhin Bilder geben und die werden auch kultiviert. Was die IBA Emscherpark getan hat mit der Kultivierung der Überreste des heroischen Industriezeitalters, ist großartig. Natürlich kann man sagen, da sollten mehr Arbeitsplätze sein, wo sind die Arbeitsplätze. ... Aber andererseits ist auf diese Art und Weise die Industriekulisse zum ersten Mal demokratisiert worden, früher waren das verbotene Städte. ... Jetzt sind den Menschen diese Flächen übergeben worden und die Menschen haben dies auch angenommen. Wenn man schon ein Symbol sucht, dann ist es der stilisierte Förderturm von Zollverein.“
Publikumsanmerkungen
„Nach allem was ich sehe, sind die Symbole von gestern, die Industriekathedralen, eigentlich die Symbole von heute. Heute werden sie kulturell besprochen. Die IBA hat sie in ihrer Mächtigkeit in einem bürgerlichen Kontext aufgewertet. Jetzt versucht man, sie anders zu beschreiben und sie mit anderen Menschen zu füllen. Ich meine damit, von der Arbeit befreit, durch die Kultur angereichert, sollen sie anders gelesen und auch anders genutzt werden. Dieser jetzt vorhandene Konsens geht an mancher Stelle nicht auf. Weil diese ehemaligen Orte der Arbeit, ursprünglich von den Industriellen nach außen dargestellt, jetzt von der Kulturpolitik umgedeutet, heute in den Stadtteilen bei den Arbeitern nicht angekommen sind. ... Die Elitenkonzepte, die jetzt im Zusammenhang mit der kulturellen Umnutzung gepflegt werden, die Konzepte im einzelnen sind unterschiedlich, bedeuten eine Trennung von Stadtteil und Industriedenkmal und das Rekrutieren von bürgerlichen Schichten und nicht von den Leuten, die dort gearbeitet haben. Es ist nicht so harmonisch mit der ‚Kultur für alle’, sondern es handelt sich schon um eine bestimmte Kultur, die jetzt wieder vitalisiert wird.“
„Bestimmte Schichten bedienen sich der Bilder, wie früher auch, nur die Kontexte sind andere. Das ist vielleicht gut für’s Ruhrgebiet, aber es ist definitiv nicht für alle, sondern es ist ausgrenzend, anknüpfend an die Tradition der Unterdrückung und des Nicht-Partizipierens.“
„Ich sehe sehr kritisch, was auf Zollverein passiert. Die Besucher kommen ins Ruhrgebiet, sind fasziniert von Zollverein und ich habe ganz oft mit bekommen, da werden Postkartenführungen gemacht und es werden falsche Bilder verkauft. Mir kommt es sehr darauf an, die Geschichte der Arbeit zu transportieren und die Besucher zu sensibilisieren für diesen Standort, dass neben einer genialen Architektur auch die Geschichte des Menschen steht. Bei der Konzeption des Ruhrmuseums war es für uns dort ein großer Kampf um Identität, dass dort die wahren Bilder auch unterkommen, und dass nicht nur ein Zentrum für Design entsteht, der so mit dem Ort gar nichts zu tun hat.“
„Mir hat gefallen, dass die Krise der Bilder uns die Chance gibt, nach den eigenen Bildern zu suchen. Bisher waren das gesetzte Bilder. Die Chance wird im Moment verspielt und das hat auch mit der Unfreiheit der Bilder zu tun. Uns werden wieder Bilder aufgesetzt, und ich kann auch nicht sehen, dass ich nun auf den Gasometer klettern kann, für mich eine Form von Demokratisierung sein soll. Auch der Park von Versailles war für die Öffentlichkeit geöffnet. Wir müssen wirklich sehen, dass wir uns den Bildern, die uns die IBA und andere wieder aufdrängen, befreien und nach anderen Bildern suchen. Ich kenne sie nicht, aber es wäre spannend anzufangen und zu suchen. Ich komme aus einer Familie, die keine Geschichte in der Schwerindustrie hat, aber trotzdem fühle ich mich als Ruhrgebietler.“
Ein Fazit: „Neue dokumentarische Bilder des Ruhrgebiets“
Das Symposium hat unterschiedliche Verfahren im Umgang mit dokumentarischen Bildern gezeigt, heterogene Motive, sich mit dem Ruhrgebiet zu beschäftigen, differente Annäherungsweisen und thematische Zuspitzungen.
Es hat Hintergründe für die Entstehung der bekannten Bilder beleuchtet, und es zeigte ‚postmoderne’ Umgangsweisen mit der Ikonographie des Ruhrgebiets. Immer dann, wenn Bilder zu sehen waren, die visuelle Erkennungszeichen für das Ruhrgebiet als Zitate in neue Kontexte überführten.
Häufig war die Rede von einem „Zwischenzustand“, in dem sich die Region befindet. Bilder, die diese Phase verdeutlichen, zeigten einige der Dokumentarfilme. Es sind Bilder, die nicht zum gemein hin bekannten Bilderkanon des Ruhrgebiets gehören, die sich den Dokumentaristen bei ihren Explorationen jedoch anboten. Es sind Bilder, die die Ablösung von der Industrialisierung erst verdeutlichen und Vorgänge zeigen, die simultan an verschiedensten Orten des Ruhrgebiets statt finden, in ihrer Abfolge zeitlich versetzt und die noch für einige Jahre Gültigkeit haben werden. Erst Dokumentarfilme haben diese Zeichen des „Wandels“ eingefangen und haben sie damit zu Bildern gemacht, die aktuelle Prozesse im Ruhrgebiet verdichten und Erfahrungen mit dieser Region wiedergeben. Es sind: Bilder vom Abriss der Industriegebäude, wie sie in Filmen von Werner Kubny, von Jörg Keweloh oder von Ebba Jahn vorkamen.
Bilder von leeren Flächen, die nicht mehr aussagen, was früher darauf stand. In ihrem Filmessay „Ortwechsel“ haben Jens Christian Börner und Winfried Härtl die Bildaufzeichnung einer Webkamera als dokumentarisches Bild eingebaut. Die Webkamera zeigt die leere Fläche von Rheinhausen auf einer Internetseite für Investoren. Ohne diese Zweckbestimmung hätte es dieses Bild nicht gegeben, keiner hätte das Bild des „Zwischenzustand“ aufgezeichnet.
Bilder der Planung, der Neubebauung ehemaliger Industrieflächen. Dokumentarfilme über die Entstehung des CentrO in Oberhausen begleiteten die Planungen, die Bauarbeiten, schlossen den nun entstehenden Gebrauch eines Ortes an seine frühere Nutzung an wie in Ebba Jahn’s „Ab durch die Mitte“ oder in Volker Köster’s „Stadt der guten Hoffnung“. Bildern wie diese verdichten die Region in ihrem Zustand der permanenten Neuplanung und der Entstehung neuer Selbstentwürfe.
Petra L. Schmitz