
DOKUMENTAR-FILM-KULTUR II:
Eigensinnige Filme
Pressestimmen
... "Für die Dokumentarfilmer ist die Möglichkeit enormer Reichweiten im Netz eher eine wohlfeile Verheißung; in der Praxis gehen ihre eher randständigen Filme in den algorithmisch sortierten Weiten des Internet bislang eher unter. Außerdem hat wohl kaum jemand die Geduld, sich einen im Kino abendfüllenden Film auf dem Handyscreen bis zum Ende anzuschauen. Deshalb müssen sich die Formate und Formen stark verändern. Die prekäre materielle Basis des dokumentarischen Filmschaffens verschärft sich dadurch noch weiter, da die einschlägigen Sendeplätze bei den Fernsehsendern bereits jetzt schon stark schrumpfen. Bislang gibt es weder ein Modell noch eine Aussicht darauf, wie sich online Einkünfte generieren lassen, die über ein paar Cent hinausgehen." ...
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Silvia Hallensleben, filmdienst.de
... "Die Dokumentarfilminitiative NRW, DFI, hat sich in diesem Jahr die Frage gestellt, "welche Dokumentar-Film-Kultur wollen wir" und überschrieb ihr Symposium im September mit dem Motto: "Eigensinnige Filme". Es sollte um die Frage gehen, welche Filme wir in Zukunft sehen wollen, welche Strukturen es braucht.
Die Diagnose für den Dokumentarfilm als Genre: "Seine Produktionsmöglichkeiten, seine Lesarten und Rezeptionskontexte sind inzwischen so multipel wie seine Aussendungswege in Kanälen und auf Displays", so lautete das Fazit der Dokumentarfilminitiative nach dem Symposium. In vier Workshops wurden konkrete Fragen diskutiert: Vertrieb, neue Auftragskooperationen für Fernsehen und Online-Plattformen, Filmbildungs-Angebote, Autorschaft im digitalen Zeitalter sowie digitale Bildästhetiken. Alles steht zur Disposition und muss neu überdacht werden. Es wäre auch ungewöhnlich, wenn der umstürzende Vorgang der Digitalisierung ausgerechnet ein der Wirklichkeit zugewandtes Genre wie den Dokumentarfilm nicht grundlegend tangieren sollte." ...
Fritz Wolf, epd medien Nr. 41, 12.10. 2018
... "Ob hierzulande mit Filmbildung, mit der Stärkung öffentlich-rechtlicher Mediatheken oder mit der Vollförderung von Dokumentarfilmen mit öffentlichen Geldern und anschließender kostenfreier öffentlicher Bereistellung im Netz die Filmkultur "gerettet" werden kann, wurde kontrovers diskutiert. Vorschläge gab es, sich in Genossenschaften zu organisieren und neue Partner und Finanzierungen zu suchen, um unabhängig produzieren zu können." ...
Karl Maier, Rundbrief des Film & Medienbüro Niedersachsen, 130, 0kt. 2018
... "Im Symposium war der Wunsch nach Gemeinschaft, nach kollektiver Aktion, die Forderung von transdisziplinären Think Tanks extrem spürbar, als Reaktion auf die Macht bestehender Strukturen und aus dem Wunsch nach "Anwesenheit". Digitale Strukturen verstärken derzeit das Bedürfnis nach komplementären Strukturen der Begegnung.
Der Dokumentarfilmer Christoph Hübner beschrieb in seiner Einführung am ersten Tag eine Dokumentarfilmkultur bestehend aus Neugier, Offenheit, Selbstreflexion, dem Zulassen von Unsicherheit, Geduld und Anwesenheit. Diese wird, das wurde deutlich, im Kontext der Digitalisierung keineswegs überflüssig. Sie verbindet sich neu mit und durch die Technik und ist als Grundverständnis der Filmschaffenden aktuell wie nie.“
Marcus Seibert / P. Schmitz, Kinema Kommunal, Nr. 4, Dez. 2018