Sprache und Sprechen im Dokumentarfilm
18.-20. September 2008, Köln
"Das Zusammentreffen von sprachlichen, akustischen und visuellen Formen und ihrer Integration in der Montage macht den Film zu komplexeren Aussagen fähig, als dies einer dieser Formen allein möglich wäre.“
(Alexander Kluge, Edgar Reitz und Wilfried Rinke, 1965)
Auf sprachlichen Hinzufügungen im Dokumentarfilm lag lange Zeit ein Tabu. Wer Kommentare, persönliche Texte, Inserts oder Zitate benutzte, musste mit negativen Reaktionen rechnen: die filmische Qualität des Werks wurde bezweifelt, es galt als fernsehlastig.
Inzwischen bekommt die akustische Dimension des Dokumentarischen mehr Aufmerksamkeit: Musikeinsatz und Soundkonzepte sind Themen von Seminaren und Kongressen. Die Ebenen der Sprache und des Sprechens im Dokumentarfilm bleiben dagegen seltsam unterbelichtet. Gleichzeitig sind Filmschaffende bei jeder Dokumentarfilmproduktion mit künstlerischen Fragen nach dem Einsatz der verbalen Mitteln und ihrer Bedeutungsstiftung konfrontiert: sei es das Sprechen der Protagonisten als Teil ihres persönlichen Ausdrucks, seien es eigene Texte, die poetische oder den Kontext erweiternde Bedeutung vermitteln oder eine persönliche Haltung dem Material hinzufügen, sei es die Entscheidung, ob die eigene Stimme oder ein Sprecher eingesetzt wird.
Der Kraft der Schallwelle und ihrem produktiven Spannungsverhältnis zum visuellen Material widmet die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW das kommende September-Symposium. Vorgestellt werden an aktuellen Filmbeispielen Formen der „hundertfachen“ Verbindung von Wort und Bild, in Filmgesprächen und Vorträgen werden Lücken in der praktischen wie theoretischen Auseinandersetzung geschlossen.
Aktuelle Tendenzen zum subjektiv erzählten Dokumentarfilm, zum Einsatz von found footage und Techniken des Material-Resampling, wirken sich derzeit auf die Ästhetik des Dokumentarfilms aus und machen die Arbeit an der Text- und Sprachebene erneut notwendig. Auch von daher bekommt das diesjährige Thema der dreitägigen Veranstaltung Virulenz. Es wird ein dramaturgischer Bogen geschlagen vom experimentellen Kurzfilm über den subjektiven Dokumentarfilm, die dokumentarische Beobachtung bis zu Re-Inszenierungen in der Medienkunst.
Das Symposium wendet sich bundesweit an DokumentarfilmerInnen und ProduzentInnen, StudentInnen und NachwuchsregisseurInnen, RedakteurInnen und Filmförderer sowie JournalistInnen und MedienwissenschaftlerInnen.
Idee/Konzept: Rainer Komers
Konzept/Organisation: Petra L. Schmitz
Presse/Organisation: Stefanie Görtz
Veranstaltungsort:
Kino im Museum Ludwig / Filmforum NRW Köln
Bischofsgarten 1
50667 Köln
Kontakt und weitere Informationen
Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW
Petra L. Schmitz
Mail: dfi(at)filmbuero-nw.de
Tagesmoderation: Wilhelm Reschl, Haus des Dokumentarfilms, Stuttgart
14.00 – 14.30
Begrüßung
Ruth Schiffer
Referat Film, Kulturabteilung der Staatskanzlei NRW, Düsseldorf
Einführung
Petra L. Schmitz
Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW, Mülheim/Ruhr
14.30 - 15.30
Filmgespräch
Anna Berger (Frankfurt/Main) über ihren Film „o.T.“ (D 2006, 12 Min.)
Moderation: Rainer Komers, Mülheim/Ruhr
15.30 – 16.00
Pause
16.00 – 17.00
Filmgespräch
mit Karin Jurschick (Köln) über ihre Filme „Danach hätte es schön sein müssen“ (D 2001) und „Nicht mehr“ (D 2007)
Moderation: Dorothee Wenner, Berlin
17.00 – 18.00
Vortrag mit Filmausschnitten und Diskussion
„Wovon man nicht reden kann ..."
Wort und Bild zwischen Illustration, Autonomisierung und Poetisierung
Ulrich Kriest, Weil im Schönbuch
18.00 – 19.30
Pause
19.30 – 21.30
Filmvorführung
„Smith, James O. – Organist, USA“
(Klaus Wildenhahn, D 1965/66, Teil 1: 57 Min., Teil 2: 45 Min.)
Tagesmoderation: Petra L. Schmitz
10.00 – 11.30
Filmgespräch
mit Klaus Wildenhahn (Hamburg) zu seinen Filmen „Smith, James O. – Organist, USA“(D 1965/66), „Noch einmal HH4: Reeperbahn nebenan“ (D 1991), „Der Mann mit der roten Nelke“ (D 1974/75)
Moderation: Petra L. Schmitz
11.30 – 12.00
Pause
12.00 – 13.00
Filmgespräch
mit Bettina Blümner (Berlin) über ihren Film „Prinzessinnenbad“ (D 2007)
Moderation: Dorothee Wenner
13.00 – 14.30
Pause
14.30 – 15.00
Filmvorführung
„L’Ambassade“ (Chris Marker, F 1973, 20 Min.)
15.00 – 16.00
Filmgespräch
mit Sabine Rollberg (Leitung Programmgruppe Kulturkanäle im WDR, Köln) über ihre redaktionellen Erfahrungen mit Sprache und Sprechen im Dokumentarfilm
Moderation: Fritz Wolf, Düsseldorf
16.00 – 16.30
Pause
16.30 – 18.00
Vortrag mit Filmausschnitten und Diskussion
„Die Kunst des Fragens, die Kunst des Zuhörens"
Christoph Hübner, Witten
18.00 – 19.30
Pause
19.30 – 21.00
Präsentation
Die Kraft der Schallwelle
Auswahl: Rainer Komers
Tribute to Michelangelo Antonioni
“N.U. – Nettezza Urbana” (Michelangelo Antonioni, Italien 1948, 11 Min.)
Aus dem Programm der Kurzfilmtage Oberhausen:
„Tolya“ (Rodeon Brodsky, Israel 2006, 9:30 Min.)
„Three Poems by Spoon Jackson“ (Michel Wenzer, Schweden 2003, 14:35 Min.)
„Nome Road System“ (Rainer Komers, Deutschland 2004, 26:35 Min.)
“Falling Out” (Michael Brown, Neuseeland 2004, 15 Min.)
“Smells Like Teen Spirit” (Jem Cohen, USA 2007, 7:37 Min.)
Tagesmoderation: Karin Laub, Filmbüro NW, Köln
9.30 - 11.00
Filmvorführung
„The Halfmoon Files“ (Philip Scheffner, D 2007, 87 Min.)
11.00 – 12.30
Panel
Und vice versa: Die Visualisierung von Sprache, Dichtung und Lautarchiven
mit Philip Scheffner, Berlin
Harald Bergmann (Berlin) zu seinem Film „Brinkmanns Zorn“ (D 2006) und
Barbara Caspar (Wien) zu ihrem Film „Wer hat Angst vor Kathy Acker?“ (A 2008)
Moderation: Werner Ruzicka, Duisburg
12.30 – 13.00
Pause
13.00 – 14.15
Präsentation
Sprache als Politik – Mediale Sprache: Konzepte der Medienkunst
Dr. Susanna Schoenberg / Angélique Dubois
Kunsthochschule für Medien, Köln
Veranstaltet von der dfi - Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW, in Kooperation mit dem Haus des Dokumentarfilms, Stuttgart, der AG DOK und der KinoGesellschaft Köln, gefördert durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen und die FFA, Filmförderungsanstalt.