Inszenierte Intimität. Technik, Ästhetik und Politik der Nähe im Dokumentarfilm
21. und 22. Januar 2000 im Kölner Filmhaus
Nach Ansicht des Soziologen Richard Sennet ist die Privatisierung des öffentlichen Raums keine neue Entwicklung. Bereits um 1900 gab es die Vorstellung einer "kalten" Öffentlichkeit, die der Bezug auf private Themen heimeliger machen sollte. Die Massenmedien potenzieren diese Tendenz und verwischen die Differenz von Privatheit und Öffentlichkeit heute zusehends.
Unsere Tagung geht diesem Phänomen nach, fragt nach den historischen Grenzüberschreitungen und der Perspektive / der Konsequenz für die dokumentarische Filmproduktion. Dabei kommen auch die Ränder dokumenterischer Bildproduktion ins Blickfeld (oder gibt es nur noch Ränder?): das Fernsehen und die Webcams im Internet.
Beispiele aus allen Bereichen sollen die Intimisierung des Blicks (und der Töne) transparent machen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt gilt der Präsentation von Politikern. Aufgrund des prekären Wechselspiels zwischen privater und öffentlicher Sphäre bekommt hier die "Ästhetik der Intimität" eine besondere Bedeutung.
Schließlich widmet sich die Tagung der Eigendynamik der Technikentwicklung, wie sie in der fortschreitenden Miniaturisierung von Kameras zum Ausdruck kommt. Hierbei bedient die Technik auch eine klassische Wunschvorstellung des Dokumentarismus: die unsichtbar gewordene Kamera. Aber: garantieren allein die immer kleineren Kameras schon die größtmögliche Nähe zum Gegenstand?
Kontakt und Information:
dfi - dokumentarfilminitiative
Mail: dfi(at)filmbuero-nw.de
12.00
Begrüßung
12.30 - 13.00
"Politiker im Talk"
Wolfgang Klein, Redaktionsleiter bei "Sabine Christiansen", Berlin
Alexandra Farrensteiner, Bildregie bei Sabine Christiansen, Köln
Moderation : Petra L. Schmitz, Mülheim
14.00 - 15.30
Vortrag mit Diskussion
Christof Decker, Berlin "Grenzerfahrungen im Privaten. Zur Ästhetik des amerikanischen Direct Cinema"
16.00 - 17.00
"Primary" von Richard Leacock, USA 1960
17.45 - 19.00
"Der Kandidat" von Thomas Schadt, Deutschland 1998 (SWR)
19.00 - 20.00
Pause
20.00 - 21.30
"Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt". von Herlinde Koelbl, Deutschland 1999 (WDR)
21.30 - 22.30
Filmgespräch
mit Herlinde Koelbl, Neuwied und Thomas Schadt, Berlin
Moderation: Mathias Heybrock, Freiburg
11.00 - 12.30
Filmbeispiele und Diskussion
Christoph Hübner, Witten " i-link - Montage Nr.4. Über neuere Tendenzen in Technik und Ästhetik"
13.00 - 14.00
Vortrag mit Diskussion
Irmela Schneider, Köln "Theorien des Privaten und Intimen. Überlegungen im Anschluss an Richard Sennett und Anthony Giddens"
14.30 - 16.00
Vortrag mit Diskussion
Jürgen Keiper, Frankfurt / Main "The whole world is watching - Webcams im privaten Raum"
16.30 - 19.00
"Was sollen wir denn machen ohne den Tod" von Elfie Mikesch Deutschland 1980 (ZDF)
Filmeinführung und Diskussion mit Eva Hohenberger, Köln
19.00 - 20.30
Pause
20.30 - 23.00
"Models" von Ulrich Seidl Österreich 1998
Filmeinführung und Diskussion mit Dietrich Kuhlbrodt, Hamburg
Eine Veranstaltung der dfi. Gefördert vom Land NRW.