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Tag: Schule und Dokumentarfilm

Schema F? - Dokumentarische Formate im Fernsehen

Alles Doku – oder was?
Über die Ausdifferenzierung des Dokumentarischen im Fernsehen
Zusammenfassung und zentrale Ergebnisse der Expertise

Expertise von Fritz Wolf
Dokumentation des Symposiums von September 2003

PDF Alles Doku - oder was? Zusammenfassung (15KB)
Zusammenfassung der Expertise Düsseldorf 2003

PDF Alles Doku - oder was? komplette Expertise (900KB)
Expertise Düsseldorf 2003 (LfM-Dokumentation, Band 25)

Hintergrund

Ausgangspunkt für die vorliegende Expertise „Alles Doku – oder was?“ war die Beobachtung, dass nach den fiktionalen auch die dokumentarischen Programme zunehmend formatiert werden. Man trifft sie nunmehr häufig in vergrößerter Form an, in Reihen, Serien oder Mehrteiler abgepackt, und sie sind mit Markennamen versehen. Die Expertise will zeigen, ob und wie sehr die Formatierung die dokumentarischen Sendungen selbst verändert, was dieser Prozess für die Programmstruktur im Ganzen bedeutet und wie sich damit auch die Produktionsbeziehungen zwischen Autoren, Sendern und Produzenten verändern.

Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW (dfi), der SWR und das ZDF haben das Adolf Grimme Institut mit der Expertise, die von Fritz Wolf erstellt wurde, beauftragt. Sie erschien in der Schriftenreihe LfM-Dokumentation und ist momentan leider vergriffen.

Quantitative Analyse, Oktober 2002

Die Expertise stützt sich auf zwei empirische Säulen. Sie beginnt mit einer detaillierten Untersuchung des Monats Oktober 2002, in der das Profil der dokumentarischen Programmlandschaft entworfen wird, und endet mit zehn ausführlichen Gesprächen, in denen Autoren, Redakteure und Produzenten ihre Sicht der künftigen Entwicklung darlegen.

Für die Analyse des Oktober 2002 wurden die Programmdaten in einer Datenbank aufbereitet. Es sollten auch Relationen zwischen verschiedenen Formatierungsparametern wie Länge, Genre, Format und Inhalt ablesbar sein. Die Expertise berücksichtigt dabei ausschließlich in sich geschlossene dokumentarische Formate mit einer Mindestlänge von 25 Minuten, nicht aber Magazine und magazinähnliche Formate. Einbezogen wurden die Vollprogramme ARD, Arte, BR, 3sat, HR, MDR, Kabel 1, NDR,
ORB, ProSieben, RTL, RTL 2, SAT.1, SFB, SWR, WDR, VOX und ZDF.

Ergebnisse

1. Entgegen der landläufigen Meinung spielen Dokus aller Art im Gesamtprogramm dem Umfang nach eine wichtige Rolle. Die Auswertung ergab:
Im Oktober 2002 wurden in den Vollprogrammen des deutschen Fernsehens etwa 1.500 solcher Sendungen ausgestrahlt, mit einem Umfang von etwa 1.000 Programmstunden.

Allerdings sind die Gewichte unter den Sendern ungleich verteilt. Dokumentarische Sendungen werden im Wesentlichen im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen ausgestrahlt (92 Prozent), selten dagegen in den privaten Sendern (8 Prozent). Bei ARD (3,8 Prozent) und ZDF (3,6 Prozent) ist die
Zahl der entsprechenden Sendeplätze eher gering. Statistisch gesehen, befinden sich ARD/Das Erste und ZDF am Ende der Skala der öffentlichrechtlichen Sender, knapp vor VOX und vor den privaten Veranstaltern. Hauptträger für Dokus aller Art sind die Dritten Programme der ARD (64 Prozent) sowie die Kultursender Arte und 3sat (zusammen 20 Prozent, ohne das Arte-Nachmittagsprogramm).

2. Weit fortgeschritten ist, dank der starren Struktur der Sendeschemata, die Formatierung der Längen: 88 Prozent der dokumentarischen Programme sind entweder 30 oder 45 Minuten lang. Zunehmend mehr dokumentarische Sendungen werden als Reihen, Serien oder Mehrteiler ausgestrahlt, nur mehr ein Drittel lässt sich noch als Einzelstück klassifizieren. Alle anderen sind in verschiedenem Grad Formatierungsmustern zugeordnet. Der klassische Autoren-Dokumentarfilm dagegen, als Genre per se unformatiert, ist an den Programmrand gedrängt worden und wird nur noch selten vor Mitternacht ausgestrahlt.

3. Anders stellen sich diese Programmplatzierungen in außergewöhnlichen Situationen dar. So untersucht die Expertise auch die Programmgestaltung im September 2002 an zwei hervorgehobenen Daten: zum Jahrestag der Terroranschläge vom 11.9.2001 und zu den Bundestagswahlen 2002. Das Ergebnis: Rund um den 11. September strahlten die Sender ungewöhnlich viele Dokumentationen im Programm aus (61 Sendungen, davon 34 zur Prime Time), auch lange Dokumentarfilme zu bester Sendezeit. Die Bundestagswahlen dagegen spiegelten sich in den dokumentarischen Genres nicht in relevantem Ausmaß wieder. Hier waren andere publizistische Formen wie Talk-Shows, Interviews und die beiden Fernseh-Duelle die prägenden Formen.

Was die Daten erzählen

1. Bevorzugter Sendeplatz für Dokus ist der Nachmittag mit 30 Prozent, danach folgt mit 27 Prozent an zweiter Stelle die Prime Time. Das ist vor
allem den Sendern 3sat und Arte geschuldet. Relativ gesehen stehen aber an dieser Stelle auch die privaten Sender in der Statistik vorn. Die wenigen dokumentarischen Programme, die sie ausstrahlen, laufen in der Prime Time. Dagegen platziert die ARD nur 16 Prozent ihrer Dokus in der Prime Time und befindet sich damit auf dem letzten Platz.

2. Breit gestaltet sich die Themenvielfalt der Dokus: Geschichten aus dem Umkreis von Reisen, Natur und Tierfilm machen den größten Teil des
Programmangebots aus, insgesamt etwa 40 Prozent. Etwa gleich viele Dokumentationen befassen sich mit gesellschaftlichen Fragen, allerdings
verstärkt mit unterhaltenden Stoffen aus den Bereichen Kriminalität, Katastrophen und Lebenshilfe/Verbraucher. Dokumentationen, die sich mit politisch und gesellschaftlich kontroversen Themen befassen, kommen mit 38 Prozent auf einen unerwartet hohen Anteil. Die meisten dieser Sendungen, mit 43 Prozent nahezu die Hälfte, laufen auf 3sat und Arte. Themen aus dem Ausland spielen eine vergleichsweise große Rolle.

Zukunftsaussichten

Flankiert ist die Untersuchung durch zehn ausführliche Gespräche mit Autoren, Produzenten und Redakteuren, die mit dem Prozess der Formatierung unmittelbar verbunden sind. Gesprächspartner sind u.a. der Filmemacher und Hochschulprofessor Thomas Schadt, die Produzenten Thomas Kufus und Christian Bauer sowie leitende Redakteure wie Wilfried Gatzemeier (ZDF) und Peter Latzel (SWR). Die Gespräche geben einen Überblick über den Stand der Formatierung und sie liefern Überlegungen über die künftige Entwicklung.

Sie zeigen unter anderem, dass der Prozess der Formatierung auch die Beziehungen zwischen Autoren, Redakteuren und Produzenten verändert. Im dokumentarischen Formatfernsehen wird für klassische „Rucksackproduzenten“ immer weniger Platz sein. Dagegen werden Redaktionen und Produzenten künftig häufiger die Ideen und Konzepte in die Welt setzen, die Autoren dann ausführen. Auch technische Parameter wie der Einsatz kleiner elektronischer Kameras und bezahlbarer elektronischer Schnittsysteme werden nach Ansicht der meisten Experten die dokumentarische Produktion künftig stark beeinflussen.

Auch kritische Aspekte kommen zur Sprache. So müssten neben den Chancen der Internationalisierung durchaus auch die Gefahren beachtet
werden. Wenn dokumentarische Produktionen künftig zunehmend als Hochglanz-Produkte auf den internationalen Markt ausgerichtet werden, könnten dabei regionale und lokale Geschichten ins Hintertreffen geraten.

Trend zur Formatierung

Die Expertise untersucht, welche Folgen der Trend zur Formatierung für das dokumentarische Arbeiten selbst hat. Der Begriff des Formats stammt aus dem Programmhandel. Er charakterisiert TV-Programme nach ihrer Zielgruppe, nach dem Kriterium der Auffindbarkeit im Programm und nach Quotenerwartung. Der Begriff des Formats ist im Fernsehen der handlungsleitende Begriff geworden und hat den klassischen Begriff der Genres abgelöst. Gleichwohl existieren verschiedene Genres wie Reportagen, Dokumentationen und Features weiterhin.

Unter dem Druck der Formatierung werden sie allerdings zu neuen hybriden Formen gemixt. Mit Doku-Drama und vor allem der Doku-Soap oder
der dokumentarischen Serie sind neue Genres entstanden, die sich fest im Programm etabliert haben – die Doku-Soap ist dabei eher zuständig für Geschichten des Alltags, während das Doku-Drama sich als Erzählform für historische Stoffe und die große Staatsaktion bewährt hat.

Unter dem Druck der Unterhaltung und des geläufigen Erzählens fließen immer häufiger auch Strukturen und Methoden des fiktionalen Erzählens
in die dokumentarischen Programme ein – bis hin zu komplett fiktionalen Inszenierungen, die behaupten, dokumentarisch zu sein. In den Reality-
Programmen schließlich verschmelzen Dokumentarisches und Fiktionales. Hier könnte, so eine Anregung der Expertise, ein langfristiger Wandel in der Realitätswahrnehmung durch die Medien einsetzen. Am Beispiel des erfolgreichen Vierteilers „Schwarzwaldhaus 1902“ lässt sich zeigen, dass bei den formatierten Sendungen im praktischen Fernsehalltag neu definiert wird, was künftig als real und als realistisch verstanden wird.

Publikation:

Fritz Wolf: Alles Doku – oder was? Über die Ausdifferenzierung des Dokumentarischen im Fernsehen. Düsseldorf 2003 (LfM-Dokumentation,
Band 25).

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