PROZESSIEREN

Ergänzende Recherche

 

Literaturhinweise

Emmanuel Carrère: V13. Die Terroranschläge in Paris. Gerichtsreportage, Berlin 2023.

Carlo Ginzburg: Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst, 3. Aufl. Berlin 2002.

Eva Hohenberger: Die Suche nach der Wahrheit. Zum Verhältnis von Dokumentarfilm und Recht, in: E. Büttner, V. Öhner, L. Stölzl (Hg.): Sichtbar machen. Politiken des Dokumentarfilms (= Texte zum Dokumentarfilm 20), Berlin 2018, S. 238–252.

Alisa Lebow, Başak Ertür: Wo beginnen? REVISION als Methode, in: Nicole Wolf (Hg.): Grenzfälle. Dokumentarische Praxis zwischen Film und Literatur bei Merle Kröger und Philip Scheffner (= Texte zum Dokumentarfilm 23), Berlin 2021, S. 156–171.

Sylvie Lindeperg: Der Eichmann-Prozess in Bildern und Vorstellungen, in: D. Gonzáöez De Reufels, R. Greiner, S. Odorico, W. Pauleit (Hg.): Film als Forschungsmethode. Produktion – Geschichte – Perspektiven, Berlin 2018, S. 53–65.

Stefan Machura, Stefan Ulbrich (Hg.): Recht im Film, Baden-Baden 2002.

Marcel Ophüls: Widerreden und andere Liebeserklärungen (= Texte zum Dokumentarfilm 2), hg. von Ralpg Eue und Constantin Wulff, 2. Aufl., Berlin 1998.

Madlyn Sauer: Wir klagen an! NSU-Tribunale als Praxis zwischen Kunst, Recht und Politik.

Lisa Stuckey: Forensische Verfahren in den zeitgenössischen Künsten. Forensic Architecture und andere Fallanalysen, Berlin/Boston 2022.

Dostluk Sineması (Hg.): Von Mauerfall bis Nagelbombe. Der NSU-Anschlag auf die Kölner Keupstraße im Kontext der Pogrome und Anschläge der neunziger Jahre, Berlin 2014.

Hito Steyerl: Die Farbe der Wahrheit. Dokumentarismen im Kunstfeld, Nachdruck, Wien 2015.

Cornelia Vismann: Das Recht und seine Mittel. Ausgewählte Schriften, Frankfurt/M. 2012.

Cornelia Vismann: Medien der Rechtsprechung, Frankfurt/M. 2011.

Radio/Podcast:

https://www.deutschlandfunk.de/dokumentation-von-strafprozessen-100.html

https://www.deutschlandfunkkultur.de/dokumentarfilm-der-prozess-ueber-ns-verbrechen-und-deren-100.html

https://www.deutschlandfunk.de/tribunal-nsu-komplex-aufloesen-es-ist-selbstermaechtigung-100.html

https://www.youtube.com/watch?v=dZQp3_r2eTk

Weitere Filme zum Thema

12 jours (FR 2017, R: Raymond Depardon)

15 JAHRE UND KEINE ANTWORT (AT 2015, Gita Ferlin)

18 Minuten Zivilcourage (DE 1991, Rahim Shirmahd)

The Act of Killing (DK/NO/GB 2012, R: Joshua Oppenheimer)

Anatomie d'une chute (Anatomie eines Falls, FR 2023, R: Justine Triet, Spielfilm)

Anmaßung (DE 2021, R: Stefan Kolbe, Chris Wright)

Carte Blanche (CH/DE 2011, R: Heidi Specogna)

Citizenfour (US/DE, R: Laura Poitras)

De Facto (AT/DE 2023, R: Selma Doborac)

Death Mills (Die Todesmühlen, US 1945, R: Hanuš Burger, Billy Wilder)

Democracy – Im Rausch der Daten (DE/FR 2015, R: David Bernet)

Dunkelfeld (DE 2020, Marian Mayland/Patrick Lohse)

El juicio (The Trial, AR/IT/FR/NO 2023, R: Ulises de la Orden)

Élevage de poussière (Dust Breeding, BE 2013, R: Sarah Vanagt)

Die Falten des Königs (AT 2010, R: Matthias van Baaren)

Gretas Geburt. Ein Kind ist gestorben. Nichts ist wie vorher (DE 2023, R: Katja Baumgarten)

Hooligan Sparrow (CN/US 2016, R: Nanfu Wang)

Hypotopia (AT 2016, R: Gerald Igor Hauzenberger)

L’Image manquante (The Missing Picture, KH/FR 2013, R: Rithy Panh)

Juvenile Court (US 1973, R: Frederick Wiseman)

Kadib abyad (The Mother of All Lies, MA/EG/SA/ QA 2023, R: Asmae El Moudir)

Die Kinder sind tot (DE 2003, R: Aelrun Goette)

The Killing of Halit Yozgat: 77sqm_9:26min (DE 2017, R: Forensic Architecture)

Das Kongo Tribunal (DE/CH 2017, R: Milo Rau)

Der lachende Mann (DDR 1966, R: Walter Heynowski, Gerhard Scheumann)

The Look of Silence (DK 2014, R: Joshua Oppenheimer)

Low Definition Control – Malfunctions #0 (AT 2011, R: Michael Palm)

Memory (DE 2000, R: Cony Theis)

Memory of Justice (FR/BRD/UK/US 1976, R: Marcel Ophüls)

Michael Berger. Eine Hysterie (AT 2010, R: Michael Fürhapter)

Nazi Concentration Camps (Nazi-Konzentrationslager, US 1945, R: George Stevens)

Notre Nazi (BRD/FR 1984, R: Robert Kramer)

Der NSU-Prozess – Das Protokoll des ersten Jahres (DE 2014, R: Soleen Yusef)

Nuremberg: Its Lesson for Today (US 1948, R: Stuart Schulberg)

Offshore – Elmer und das Bankgeheimnis (CH 2016, R: Werner Schweizer)

On Death Row (Im Todestrakt, US/UK/AT 2012-13, R: Werner Herzog)

Procedere (DE 2015, R: Simon Quack)

Der Prozess (AT 2011, R: Gerald Igor Hauzenberger)

Der Prozess (BRD 1975-1984, R: Eberhard Fechner)

Rashōmon (Rashomon – Das Lustwäldchen, JP 1950, R: Akira Kurosawa, Spielfilm)

Saint Omer (FR 2020, R: Alice Diop, Spielfilm)

Shilton Ha Chok (The Law in These Parts, IL 2011, R: Ra'anan Alexandrowicz)

Sieben Winter in Teheran (DE/FR, R: Steffi Niederzoll)

Sing and Cry, Cry and Sing (AT/GB 2022, R: Manu Luksch)

Spuren – Die Opfer des NSU (DE 2019, R: Aysun Bademsoy)

Stopover in Dubai (FR 2011, R: Chris Marker)

Tetescha Us – She Is Crossing the Border (AT/LB 2006, R: Stefanie Wuschitz)

Un spécialiste, portrait d'un criminel moderne (Ein Spezialist, IL/FR/DE/BE/AT 1999, R: Eyal Sivan)

Wundkanal (BRD/FR 1984, R: Thomas Harlan)

Der zweite Anschlag (DE 2018, R: Mala Reinhardt)

KONSTELLATIONEN dokumentarischer Montage und Dramaturgie

Kurzbeschreibungen der Programmpunkte

Donnerstag, 19.01.23

SCHNITTSTELLE

Deutschland 1995. Buch, Regie, Montage: Harun Farocki. 23'. Deutsche Originalfassung.

Vom Musée d'art moderne in Lille beauftragt, ein Video ‚über seine Arbeit‘ herzustellen, hat Harun Farocki eine Installation für zwei Monitore geschaffen, die während der Ausstellung Die Welt nach der Photographie 1995 zu sehen war. Daraus ist der Film SCHNITTSTELLE entstanden, der Farockis eigene dokumentarische Arbeit reflektierend der Frage nachgeht, was es bedeutet, mit schon vorhandenen Bildern zu arbeiten, statt stets wieder neue, eigene Bilder herzustellen.
Der Titel spielt mit der doppelten Bedeutung des Wortes „Schnitt“ und bezieht sich dabei sowohl auf den Arbeitsplatz des Filmemachers Farocki, den Schneidetisch, als auch auf den Ort, an dem ein Mensch mittels Tastatur und Maus einen Computer bedient, die „Mensch-Maschine-Schnittstelle“. (Produktionsmitteilung, 3Sat / harunfarocki.de)

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Schnittstelle

Kontaminierte Bilder. SCHNITTSTELLE und die Montage als Antidot

Vortrag von Volker Pantenburg

1995 entsteht Harun Farockis SCHNITTSTELLE. Es ist seine erste Zweikanal-Installation für den Kunstraum. Ausschnitte aus eigenen Arbeiten werden am Schnittplatz mit Reflexionen über die Möglichkeiten der „weichen Montage“ verbunden, bei der sich die Bilder nicht ablösen, sondern nebeneinanderstehen können. „Bisher haben stets Worte, manchmal Musiken die Bilder kommentiert – hier kommentieren Bilder Bilder“, so die programmatische Formulierung Farockis: Die Bilder sollen ihre Sache selbst verhandeln und im Zweifel auch gegeneinander aussagen können. Wie sieht dies 28 Jahre später aus? Ist die Montage ein geeignetes Mittel, Bilder zu kritisieren, entschärfen, dekontaminieren?

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PURPLE SEA – DAS PURPURMEER

Deutschland 2020. Regie, Buch: Amel Alzakout, Khaled Abdulwahed. Montage: Philip Scheffner. Dramaturgie: Alex Gerbaulet, Merle Kröger, Philip Scheffner. 67'. Arabisch mit englischen Untertiteln.

„Ich sehe alles,“ sagt sie. Es klingt wie ein Fluch. Sonnenschein, strahlend blauer Himmel. Das Meer ruhig, gerahmt von einem Stück Reling. Diffuses Stimmengewirr. Ein friedlicher Moment, stünde das Meer nicht vertikal wie ein Wasserfall. Bilder reißen vorbei, kreisend, kopfüber, ruckhaft. Menschen im Boot, im Wasser, Schreie, Schwimmwesten, Signalpfeifen. Leuchtendes Orange, in dem sich die Sonnenstrahlen in geometrische Figuren brechen. Kein Horizont mehr, kein Himmel, kein oben und unten, nur Tiefe und kein Halt. Auch die Zeit folgt keiner Richtung, sie zieht sich zusammen zu einem brutalen Jetzt. Sie filmt und spricht. Zu ihrem Mann, zu sich selbst, vielleicht zu uns. Schwebende Beine in Jogginghosen, in Jeans, eng aneinander-gedrängt. Eine Bluse mit Schmetterlingen, die Flügel scheinen im Wasser zu schlagen. Der schlangenähnliche Gürtel eines Mantels, ein zerknickter Plastikbecher, eine Schachtel Zigaretten.
Fuck you all! Sie spricht, wütet und filmt gegen die Müdigkeit an, gegen die Kälte, gegen die ausbleibende Hilfe. Gegen das Sterben, damit irgendwas bleibt. (Pong Film)

Festivals und Auszeichnungen: Berlinale/Forum Expanded, IFF New Horizons, Filmfest Hamburg, Inconvenient Films Human Rights Film Festival Vilnius – Best Film, Filmmaker Festival Milano – Youth Jury Prize, nominiert für den Grimme-Preis

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PS Still Press 2 k

SHIPWRECK AT THE THRESHOLD OF EUROPE

Großbritannien 2020. Forensic Architecture. 24'. Englische Originalfassung.

On 28 October 2015, a migrant boat left the coast of Western Turkey heading to the closest European coast—the Greek island of Lesvos. The sea was rough, and the boat was old and overcrowded with more than 300 passengers. It sank 280m beyond the maritime border into Greece, in EU territorial waters, resulting in the death of at least 43 people. It was the deadliest incident in a period known as the ‘long summer of migration’, when over a million refugees and migrants attempted to reach EU shores by sea.
The incident was widely reported in international media. That reporting credited Frontex, the EU’s border agency, and the Greek coastguard, as having carried out of a successful and competent rescue operation. Our analysis disputes this, however, and opens up possibilities for civil society groups to call for accountability for lives lost in the Mediterranean.
One of the survivors, the artist Amel Alzakout recorded the journey and the shipwreck on a waterproof camera attached to her wrist. This footage provides a unique situated perspective of this tragic event at the threshold of Europe. (Forensic Architecture)

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Shipwreck

Der Duktus des Materials

Werkstattgespräch anhand von Ausschnitten zur Montage von UNAS PREGUNTAS - EIN, ZWEI FRAGEN mit Kristina Konrad (Regie) und René Frölke (Montage & Dramaturgie)

Zwischen 1987 und 1989 dokumentiert Kristina Konrad nach dem Ende der Diktatur in Uruguay mit einer U-Matic-Kamera den politischen Prozess eines Plebiszits, das am Burgfrieden, den man mit den alten Machthabern geschlossenen hatte, gerüttelt hätte. Konrad filmt auf den Straßen und spricht mit Menschen aus allen Lagern über ihre Meinung. Das Material bleibt liegen. Erst 30 Jahre später wendet sich Konrad mit René Frölke dem Material wieder zu. Für Konrad ist es eine Wiederannäherung an die eigenen Erfahrungen, die mit dem Material verbunden sind. Für Frölke eine Annäherung an einen fremden Ort, eine fremde Zeit, eine fremde Sprache. Die 12 Stunden Rohmaterial setzen sich nicht nur aus unzähligen Meinungen zusammen, sondern auch aus Arbeitsschwenks, Abbrüchen und Abschweifungen. Der vierstündige Film, der am Ende entsteht, ist nicht nur die Betrachtung einer vorgefundenen gesellschaftlichen Situation, sondern auch die Betrachtung der Arbeit des Filmteams. Die Montage versucht die Balance zwischen Inhalt und dem Duktus des Materials zu finden. Anhand von Ausschnitten sprechen Kristina Konrad und René Frölke über die Arbeit an der Montage des Films.

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UNAS PREGUNTAS – EIN, ZWEI FRAGEN

Deutschland/Uruguay 2018. Realisation, Kamera: Kristina Konrad. Montage, Dramaturgie: René Frölke. 237'. Spanisch mit Untertiteln.

Uruguay Ende der 80er Jahre. 1986 verabschiedete das Parlament ein Amnestiegesetz für die während der Diktatur (1973 - 85) von Militär und Polizei begangenen Menschrechtsverletzungen und Verbrechen. Eine Volksinitiative forderte in einem Referendum eine Volksabstimmung über das umstrittene Gesetz. Viele Angehörige von Verschwundenen und Ermordeten verlangten nach Aufklärung, die durch das Gesetz der Straffreiheit verhindert wurde. UNAS PREGUNTAS verarbeitet U-Matic-Aufnahmen, die in der Zeit von 1987-89 entstanden und hauptsächlich aus Straßeninterviews bestehen. Wie in einer Zeitkapsel entsteht ein vielschichtiges Bild des Landes und seiner Bewohner, in denen die Werte einer demokratischen Gesellschaft, Begriffe wie: Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit, immer wieder hinterfragt und neu ausgelotet werden. (Weltfilm)

Festivals (Auswahl): Berlinale/Forum, Cinéma du Réel, Bafici, Festival Internacional de Cine Montevideo, Lincoln Center: The Art of the Real

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ZUSTAND UND GELÄNDE

Deutschland 2019. Buch, Regie, Montage: Ute Adamczewski. Tongestaltung: Ludwig Berger. 118'. Deutsche Originalfassung.

Ute Adamczewskis Dokumentarfilm ZUSTAND UND GELÄNDE erzählt die Geschichte einer Eskalation. Ausgangspunkt des Films sind sogenannte wilde Konzentrationslager, die unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ab März 1933 zur Ausschaltung politischer Gegner*innen eingerichtet wurden und heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. ZUSTAND UND GELÄNDE handelt von den Überschreibungen der Orte durch die Zeit und davon, wie sich unterschiedliche politische Erinnerungskulturen in sie eingeschrieben haben. Der Film verknüpft drei aufeinanderfolgende Zeiträume der deutschen Geschichte zu einem losen Narrativ, in dem Gewalt zur Durchsetzung von Macht eine wesentliche Rolle spielt. […] Daraus entsteht das drückende Gefühl eines Insistierens der Vergangenheit auf eine Gegenwart, wird Geschichte als Ge-schichtetes begreifbar, in jedem Bild potenzieren sich die Zeitpunkte und Zeiträume und beharren auf ihr Jetzt. (Grandfilm)

Festivals und Auszeichnungen (Auswahl): DOK.Leipzig – Goldene Taube, DOK.Leipzig – ver.di-Preis, FID Marseille – Prix premier, Duisburger Filmwoche, Achtung:Berlin – Preis der ökumenischen Jury, Bester Dokumentarfilm – Preis der Deutschen Filmkritik, Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum

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Freitag, 20.01.23

Abstrahierte Landschaften

Werkstattgespräch anhand von Ausschnitten zur Tonspur von ZUSTAND UND GELÄNDE mit Ute Adamczewski (Regie) und Ludwig Berger (Tongestaltung)

Während Straßen, Plätze, Bauwerke, Felder und Gestrüpp gezeigt werden und eine Frauenstimme Ausschnitte aus Verwaltungsakten und Erinnerungsberichten liest, werden Klangaufzeichnungen von disparaten Ereignissen hörbar: Fallender Schnee in Buchenwald, ein Männerchor, der SA-Lieder singt, Schreie in einer Bahnhofshalle, eingefrorene Raumtöne. Anhand von Ausschnitten berichten Ute Adamczewski und Ludwig Berger von der gemeinsamen Arbeit an den Klanglandschaften von Zustand und Gelände. Zwischen den Zeitlichkeiten von Bild und Text etabliert die Tonspur eine Bewegung, die ihre Konstruiertheit offenlegt und Denkräume öffnet.

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Erzählstrategien – Montageformen

Vortrag von Gabriele Voss

Was ist eine Erzählung? Und was ist das Gegenteil einer Erzählung? Welche Narrative gibt es und was unterscheidet sie? Wie entstehen Interesse und Aufmerksamkeit beim Publikum? Wie verhält sich das gedrehte Material zu den dramaturgischen Anforderungen? Und was haben die verschiedenen Erzähl-formen mit unserer Wahrnehmung zu tun?
Es gibt Plots und Beulen, Ketten und Netze, horizontale und vertikale Montagen. Sobald es Dauer gibt, kommt der Pfeil der Zeit ins Spiel. Möglichkeiten der Montage gibt es viele – bei nur zehn Einstellungen mehr als drei Millionen. Woher kommen die Kriterien, um aus der Fülle der Möglichkeiten auszuwählen?

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REGELN AM BAND BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT

Deutschland 2020. Buch, Regie: Yulia Lokshina. Montage: Urte Alfs, Yulia Lokshina. 92'. Deutsch, Rumänisch, Polnisch, Russisch mit deutschen Untertiteln.

In der westdeutschen Provinz kämpfen osteuropäische Leiharbeiter*innen des größten Schweineschlachtbetriebs des Landes ums Überleben – und AktivistInnen, die sich für deren Rechte einsetzen, mit den Behörden. Zur gleichen Zeit proben Münchener Gymnasiast:innen das Stück Die Heilige Johanna der Schlachthöfe und reflektieren über die deutschen Wirtschaftsstrukturen und ihr Verhältnis dazu.
Verwoben mit den Gedankengängen der Jugendlichen und ihrer Auseinandersetzung mit dem Text in den Proben erzählt der Film in unterschiedlichen Fragmenten über Bedingungen und Facetten von Leiharbeit und Arbeitsmigration in Deutschland. (jip Film)

Festivals und Auszeichnungen (Auswahl): Preis der Deutschen Filmkritik – Bester Dokumentarfilm, DOK.fest München – Megaherz Student Award, 41. Filmfestival Max-Ophüls-Preis – Bester Dokumentarfilm

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regeln am band schweine spielen 1536x1152

MICHAEL IRONSIDE AND I

Deutschland 2021. Regie, Buch und Schnitt: Marian Mayland. 15'. Englische Originalfassung.

Ich besuche fiktive Räume einer Kindheit der neunziger Jahre, während ich darüber nachdenke, was aus ihren Bewohnern geworden ist – männlichen, technikbegeisterten Heranwachsenden. (Marian Mayland)

Festivals: EMAF Osnabrück, IKFF Hamburg, KFF Köln

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Michael Ironside and I 1


LAMARCK

Deutschland 2022. Regie, Buch, Montage: Marian Mayland. 27'. Deutsche Originalfassung.

Die Welt ist ja nicht immer schön, sagt meine Mutter. Mein Kind wacht auf. Meine Eltern lächeln sich gegenseitig an und erzählen - Das Haus, in dem meine Mutter nie leben wollte, die psychische Krankheit meines Onkels, die meine Großeltern nie sehen wollten, der Atomkrieg, der nie kam. Sie sprechen vom Unverwirklichten. Sich sterilisieren zu lassen, sich das Leben zu nehmen, zusammenzupacken und zu gehen. (Marian Mayland)

Festivals und Auszeichnungen (Auswahl): Deutscher Kurzfilmpreis – Bester Dokumentarfilm, Kurzfilmtage Oberhausen 2022 – Preis des NRW-Wettbewerbs

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KONSTELLATIONEN dokumentarischer Montage und Dramaturgie

Mitwirkende

Ute Adamczewski
Ute Adamczewski arbeitet als Videokünstlerin und Filmemacherin in Berlin. Ihre Videoinstallationen wurden unter anderem auf der Architektur Biennale Venedig, der Shanghai Kunst Biennale und in der Pinakothek der Moderne München gezeigt. Ihre Videoinstallationen NEUE ORDNUNG (2013) und LA VILLE RADIEUSE CHINOISE (2015) wurden von den KW-Institute for Contemporary Art in Berlin koproduziert. Ihr Dokumentarfilm ZUSTAND UND GELÄNDE war auf zahlreichen Festivals und im Kino zu sehen. Er wurde u.a. mit der Goldenen Taube des DOK Leipzig (2019) und dem Preis der deutschen Filmkritik (2020) ausgezeichnet. Im April 2022 wurde ihr der Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum (2021) verliehen.

Ahmad A. Albaki
Ahmad A. Albaki geboren 1990 in As-Swaida, Syrien. Seine Leidenschaft für Fotografie und Literatur haben ihn zum Film gebracht. 2015 erschien sein erster Dokumentarfilm „This sea is mine“. 2017 drehte er „Eine Reise nach Tuzla“ ein Dokumentarfilm über eine Roma-Familie, die zwischen Deutschland und Bosnien lebt. Im Jahr 2020 gründete er das Kollektiv „Atakoon“, das ausgewählte Artikel aus den Bereichen Kunst, Politik und Soziologie ins Arabische übersetzt. Als Filmemacher unterstützt er künstlerische und politische Initiativen, wie Neuwähler:in und Kunstasyl e. V. Seit 2018 studiert er Regie an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Urte Alfs
Urte Alfs *1980 ist Filmemacherin, Editorin und Videokünstlerin. Auf der Suche nach den Möglichkeiten filmischen Erzählens beschäftigt sie sich mit dem Weggeworfenen, dem Gefundenen und dem Körper als Archiv. Ihre Filme – an der Grenze zwischen Dokumentarfilm und Experiment – sind auf Festivals im In- und Ausland zu sehen.
Als Editorin montiert sie künstlerische Dokumentarfilme und hinterfragt dabei immer wieder das filmische Bild. Als Videokünstlerin arbeitet sie an zahlreichen Theaterinszenierungen und zum Thema Feminismus und Geschlechteridentitäten in der Kunst. Urte Alfs studierte Montage an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg und Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Amel Alzakout
Amel Alzakout, born 1988 in Syria, is an artist and filmmaker based in Leipzig. Between 2010 and 2013 she studied journalism at Cairo University, Egypt, between 2017 and 2018 she studied art at the Weißensee Art Academy in Berlin, currently, she is studying media art at the Academy of Visual Art (HGB) in Leipzig. PURPLE SEA is her debut film. Previous work includes STRANGERS´S DIARIES (2019, with Khaled Abdulwahed, 8-channel video installation, 35′), HOME SWEET HOME (2020, with Khaled Abdulwahed, 11′).

Alejandro Bachmann
Alejandro Bachmann ist Filmarbeiter mit Schwerpunkten im Vermitteln von und Schreiben über Film sowie in der Zusammenstellung von Filmprogrammen. 2010-2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, später Leiter des Bereichs "Vermittlung, Forschung und Publikationen" des Österreichischen Filmmuseums. 2015-2021 Teil der Auswahlkommission im Bereich Dokumentarfilm der Diagonale - Festival des österreichischen Films, 2019 bis 2021 Mitglied der Auswahlkommission der Duisburger Filmwoche, seit 2020 Mentor der Berlinale Talents Short Film Station. Seit April 2021 Gastprofessor für Filmgeschichte und -theorie an der Kunsthochschule für Medien Köln. (Co-)Herausgeber mehrerer Sammelbände, zuletzt Österreich real-Dokumentarfilm 1981-2021 (gemeinsam mit Michelle Koch). Associate Editor des FOUND FOOTAGE MAGAZINE und des Film Education Journal. Lebt in Wien.

Mirjam Baumert
Mirjam Baumert, geb. 1985 in Hannover, studierte Osteuropastudien mit dem Schwerpunkt Zeitgeschichte Jugoslawiens, sowie Kulturwissenschaft und Germanistik in Berlin, Bremen und Ljubljana. Nach ihrem Studium lehrte sie für ein Jahr am Germanistischen Institut der Uni Rijeka, verfasste einige Beiträge für Funk und Print, übersetzte aus dem Bosnischen/Kroatischen/Serbischen und arbeitete als (freie) Referentin in der politischen Bildungsarbeit. Seit 2021 ist sie im Filmhaus Köln im Bereich „Filmbildung und Atelier“ tätig. Dort begleitet sie Projekte der ästhetischen Filmbildung für Vorschulkinder, Angebote für Grundschulkinder und deren Bezugspersonen sowie eine Gruppe junger Erwachsener, das „Junge Filmhaus“, die eigene Filmvorführungen plant und umsetzt.

Ludwig Berger
Ludwig Berger (Elass/Zürich) ist Komponist und Klangkünstler. In seinen Kompositionen, Installationen und Performances setzt er sich mit Klängen von Landschaft und Architektur auseinander, darunter mit Gletschern, Schlammvulkanen und Stauanlagen. Nach seinem Studium in Elektroakustischer Komposition (HfM Weimar) arbeitete er am Institut für Landschaftsarchitektur der ETH Zürich, wo er den Klang japanischer Gärten und alpiner Infrastrukturen untersuchte. Als Sounddesigner und Filmmusiker komponierte er für die Dokumentarfilme NOT JUST ROADS (Nitin Bathla & Klearjos Papanicolaou, 2021), FIELDWORK (Laura Harrington 2020) und CASSY – MEDITATION ON THE DANCEFLOOR (Marietta Kesting, 2013). Gemeinsam mit Florian Fischer hat er klangliche Theaterstücke entwickelt, u.a. an den Kammerspielen München und dem Schauspielhaus Bochum. Als Kurator organisierte er das Festival Sonic Topologies 2022 im Stadtraum Zürich und betreibt das Label Vertical Music.

Marie Falke
geboren 1991 in Wuppertal, arbeitet als Regisseurin und Filmeditorin. Sie studierte an der HfG in Karlsruhe. Für ihren Diplomflm„Trial and Error“ (2019) erhielt sie den Nachwuchspreis auf dem dokKa Karlsruhe. Weitere Filmarbeiten wurden auf internationalen Festivals aufgeführt, unter Anderem beim DocLisboa, Athens Avant Garde Filmfestival, Visioni dal Mondo Mailand und PÖFF Tallinn. Falke ist Mitgründerin des Filmwerk Kalliope, ein Kollektiv, das sich der Herstellung von künstlerischem Spiel- und Dokumentarflm widmet. Sie ist Preisträgerin des Bundespreis für Kunststudierende 2019. Seit 2021 studiert sie postgradual an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

René Frölke
René Frölke, 1978 in der DDR geboren, arbeitet seit mehreren Jahren als freiberuflicher Cutter/Editor, Kameramann und Regisseur. 2007 nahm er ein Kunststudium in Karlsruhe auf, was er 2012 abbrach. Als Editor arbeitete er u.a. mit Thomas Heise (u.a. MATERIAL), Kristina Konrad (u.a UNAS PREGUNTAS), Lucia Bauer (MAMAN MAMAN MAMAN) sowie mit Max Linz (ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN UND WEITERMACHEN SANSSOUCI). 2010 realisierte er seinen ersten eigenen Langdokumentarfilm VON DER VERMÄHLUNG DES SALAMANDES MIT DER GRÜNEN SCHLANGE. Seither entstanden noch drei weitere Langfilme unter seiner Regie. Er lebt in Schleswig-Holstein.

Judith Funke
Judith Funke leitet seit 2020 die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW und arbeitet als freie Filmvermittlerin und Kuratorin. Sie ist Co-Initiatorin des Dokumentarfilm-Vermittlungsprojekts „Reality Bites“ und Vorstandsmitglied des Hauptverband Cinephilie e. V. Seit ihrem Studium der Film- und Fernsehwissenschaft war sie für verschiedene Festivals und Institutionen an den Schnittstellen von Film, Kunst und Medienkultur tätig, etwa als Leiterin des Kino im U in Dortmund (2016-2018), in den Auswahlkommissionen der Berlinale Shorts und des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofests, beim Internationalen FrauenFilmFestival Dortmund | Köln, beim Hartware MedienKunstVerein, bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, beim International Symposium on Electronic Art (ISEA2010 RUHR) und beim Internationalen Videofestival Bochum.

Katja Haubenreich
Nach abgeschlossenem Designstudium an der Fachhochschule Dortmund und an der Faculdade de Belas-Artes der Universität Lissabon seit 2016 Studentin an der Kunsthochschule für Medien Köln mit Schwerpunkt Dokumentarfilm. Ihre Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit der Beobachtung von Arbeitsprozessen sowie deren Veränderung durch den Einzug digitaler Verfahren und den Generationenwechsel. Freischaffend zudem im Bereich Fotografie, Malerei und Druckgrafik tätig.

Doris Hepp
Studium der Germanistik, Komparatistik und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz mit Abschluss Magister Artium. Ab 1986 freie Mitarbeiterin in den Spielfilmredaktionen bei ARD/HR und ZDF sowie bei ZDF/Das kleine Fernsehspiel. Ab 1992 – 2000 dort Redakteurin, verantwortlich für Themenabende, den dokumentarischen Sendeplatz „Spätvorstellung/La Lucarne“ und die Kurzfilme für das Kurzfilmmagazin KurzSchluss bei ARTE. Seit 2000 Redakteurin in der ZDF/ARTE-Subkoordination Fernsehfilm, zuständig für den kreativen Dokumentarfilm, Spielfilm-Koproduktionen mit dem kleinen Fernsehspiel und dokumentarische wie fiktionale Serien. Von 2000-2004 Leiterin der Dokumentarfilmkurse an der Television Business School (TVBS) in Lübeck. Von 2013-2019 Mitglied der Jury „Filmpreis der Robert-Bosch-Stiftung für Internationale Kooperation zwischen jungen Filmschaffenden aus Deutschland und der arabisch-sprachigen Welt“. Von 2016 – 2022 Redakteurin in der ZDF/ARTE-Subkoordination Spielfilm, weiterhin verantwortlich für Spielfilm-Koproduktionen mit dem kleinen Fernsehspiel, kreative Dokumentarfilme und fiktionale Serien.

Carlotta Kittel
Carlotta Kittel arbeitet als freie Filmeditorin, Filmemacherin und Montagedozentin in Berlin. 2007-16 studierte sie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (früher: HFF), zunächst im Diplom-Studiengang Montage und anschließend als Meisterschülerin. 2010-11 verbrachte sie ein Auslandsjahr an der Filmhochschule in Łódź (Polen). Kittel montiert Spielfilme, Dokumentarfilme und Serien für Kino und TV. Als Regisseurin liegt ihr Fokus auf Interview-basierten Dokumentarfilmen, zu sehen unter anderem in ihrem Dokumentarfilm ER SIE ICH (Kinostart 2018). Als Gastdozentin ist sie aktuell u.a. an der dffb und der Universität Hildesheim tätig. Seit 2020 engagiert sich Kittel im Vorstand des Bundesverbands Filmschnitt Editor (BFS). Sie ist außerdem Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK), des Interessenverbands ProQuote Film und der Deutschen Filmakademie.

Kristina Konrad
*1953 in der Schweiz. Nach dem Studium der Geschichte und Philosophie in Paris arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für das Schweizer Fernsehen. Volontariat und Realisierung von Dokumentarfilmen. 1983 zog sie nach New York und 1984 weiter nach Nicaragua, wo sie mit Gabriel Baur Filme machte, die der Rolle der Frauen im sandinistischen Revolutionsprozess nachgingen. 1987 - 1994 lebte und arbeitete sie in Montevideo/Uruguay als Übersetzerin, Kamerafrau, Regisseurin und Produzentin. Seitdem lebt sie in Berlin, wo sie mit Christian Frosch die weltfilm GmbH gründete. weltfilm produziert vor allem Dokumentar-und Experimentalfilme und koproduziert oft mit Lateinamerika, Afrika und Indien. Kristina Konrads Filme liefen auf wichtigen internationalen Festivals, sie wurde zu Workshops/Labs und Jurys eingeladen.

Katja Lell
1987* in Kopejsk (Russland) ist Filmemacherin, Filmvermittlerin und Doktorandin am Lehrstuhl für Ästhetische Bildung an der Universität zu Köln. Sie studierte Kunstpädagogik und Philosophie in Hamburg und Zürich. In ihrer Promotion untersucht sie Praxen queer-feministischer Filmvermittlung. Aktuelle Projekte sind u.a.: Une minute pour une Image revisited (Fotofilm-Workshop zu den Arbeiten von Agnès Varda, Art Education, ZhdK Zürich), Wie sich erinnern […]вспоминать (Kurzfilm) und I want to break the order of things (queer-feministischer Videoworkshopreihe, F + F Kunstschule Zürich). katjalell.de

Yulia Lokshina
Yulia Lokshina* 1986 in Moskau, seit 1999 in Deutschland. Studierte Dokumentarfilmregie an der HFF München. In ihrer Arbeit erforscht sie Gemeinschaften, nicht-fiktionale Erzählformen, soziale und politische Abhängigkeiten. Ihr Abschlussfilm REGELN AM BAND BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT (2020) befasst sich mit Werkvertragsarbeit und Arbeitsmigration aus dem europäischen Osten in den deutschen Westen, Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe und des Klassenbewusstseins und wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis der deutschen Filmkritik 2021. Ihre Filme und Videoarbeiten waren 2020 in der Einzelausstellung "Risikogruppen" im städtischen Kunstraum AKT; in Pforzheim, sowie in verschiedenen Gruppenausstellungen zu sehen. Sie arbeitet gerne in offenen Formationen mit befreundeten Künstler*innen und verfolgt eine künstlerische Promotion an der Filmuniversität Babelsberg.

Marian Mayland
Marian Mayland, *1988, ist bildende Künstlerin und autodidaktische Filmemacherin. Sie absolvierte ihren MFA am Institut Kunst der HGK Basel und nahm am Postgraduiertenprogramm Philosophie im Kontext von Kunst an der KKH Stockholm teil, das von Peter Osborne unterrichtet wurde. Ihre Kurzfilmarbeiten wurden in verschiedenen Kontexten gezeigt, unter anderem bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, dem European Media Art Festival Osnabrück, der IDFA Amsterdam, dem Internationalen Kurzfilmfestival Hamburg, der transmediale, dem Edinburgh Film Festival und der Sharjah Film Platform. Ihre Filme wurden ausgezeichnet mit dem Deutschen Kurzfilmpreis 2022, dem EMAF-Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (VdFK) 2021 und dem Preis für den besten Beitrag im NRW-Wettbewerb der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2018 sowie 2022. Sie lebt und arbeitet in Mannheim.

Katrin Mundt
Ist Ko-Leiterin des European Media Art Festival (EMAF) in Osnabrück, Kuratorin und Autorin. Sie realisierte Filmprogramme, Ausstellungen und Performancereihen für Festivals und Kunsträume wie die Videonale, Bonn, den Württembergischen Kunstverein Stuttgart, den HMKV Dortmund, 25FPS in Zagreb, Alternative Film/Video in Belgrad und Matadero, Madrid. Sie war Kommissionsmitglied der Duisburger Filmwoche, der Kurzfilmtage Oberhausen und des Kasseler Dokfest und ist mit Seminaren, Workshops und Vorträgen regelmäßig bei Hochschulen zu Gast, zuletzt in der Kunstakademie Karlsruhe, Goldsmiths, University of London und der Ruhr-Uni Bochum. Gemeinsam mit Eva Hohenberger hat sie in der dfi-Reihe „Texte zum Dokumentarfilm“ den Band Ortsbestimmungen. Das Dokumentarische zwischen Kino und Kunst (Berlin 2016) herausgegeben.

Volker Pantenburg
Volker Pantenburg, ist nach Stationen an der Universität Münster, der Bauhaus Universität Weimar und der FU Berlin seit 2021 Professor für Filmwissenschaft an der Universität Zürich. Er forscht, lehrt und schreibt unter anderem zu essayistischen Praktiken sowie Arbeiten im Schnittfeld von Kino und Museum. 2012 war er Max-Kade Gastprofessor an der University of Illinois at Chicago. Buchpublikationen als Autor: Film als Theorie. Bildforschung bei Harun Farocki und Jean-Luc Godard (2006, engl. Übersetzung 2015), Ränder des Kinos. Godard – Wiseman – Benning – Costa (2010) und Aggregatzustände bewegter Bilder (2022) Bücher als Herausgeber zuletzt: Gerhard Friedl. Ein Arbeitsbuch (2019), Handbuch Filmanalyse (2020, Mitherausgeber), Harun Farocki: Lerne das Einfachste! Texte 2001–2014 (2022) 2015 gründete er gemeinsam mit anderen das Harun Farocki Institut, in dessen Vorstand er tätig ist.

Philine Reimer
Philine Reimer, *1995 in Ludwigsburg, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sie arbeitete als Regieassistentin fürs Theater u.a. in Produktionen in Stuttgart, Paris, Berlin, Weimar und Kopenhagen. Seit dem Wintersemester 21/22 ist sie Postgraduierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Philip Scheffner
Philip Scheffner lebt und arbeitet als Filmemacher und Künstler in Berlin. Seine abendfüllenden künstlerischen Dokumentarfilme THE HALFMOON FILES (2007), DER TAG DES SPATZEN (2010), REVISION (2012) AND EK GHES... (2016) und HAVARIE (2016) wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und weltweit gezeigt. Sein erster Spielfilm EUROPE feiert 2022 Premiere auf der Berlinale. Philip Scheffner montiert seine eigenen Filme selbst und arbeitet auch für andere Autor*innen als Cutter. Seit Oktober 2021 ist Scheffner Professor für Dokumentarische Praxen an der KHM Köln.

Kyra Scheurer
Kyra Scheurer arbeitet nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft und Psychologie an der FU Berlin (M.A.) und einer Weiterbildung zum Script Consultant seit 2003 als freie Filmdramaturgin, vornehmlich im Bereich Kinofilm. Seit 2009 ist sie zudem künstlerische Leiterin von „Edimotion - Festival für Filmschnitt und Montagekunst“ (bis 2020 „Filmplus“) und dort u.a. Kuratorin des Wettbewerbs um den Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm. Als freie Dozentin hat sie u.a. an der Filmuniversität Babelsberg, Master School Drehbuch, ifs köln, Swinburne University Melbourne, Schnitt Akademie gelehrt. Auch publizistisch war sie vielfach tätig, z.B. als langjährige Redakteurin des Filmmagazins „Schnitt“, für die Bundeszentrale für politische Bildung, die edition text+kritik sowie für literatur- und filmwissenschaftliche Kompendien. Von 2007 bis 2022 war sie Mitglied im Vorstand von „VeDRA - Verband für Film und Fernsehdramaturgie“, ab 2016 als stellvertretende Vorsitzende.

Jan Wagner
Jan Wagner geb. 1971 in Weil am Rhein ist ein multidisziplinärer Künstler und Kurator. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf (Akademiebrief, Meisterschüler 1998) danach postgraduiert an der Kunsthochschule für Medien in Köln (Diplom 2004). Seit zehn Jahren beschäftigt er sich mit 3D Modelling und Animation, die oftmals Teil seiner bildhauerisch installativen Arbeit sind. Seit 2013 leitet er die Filmwerkstatt Düsseldorf, wo er Ausstellungen, Konzerte, Film- und Produktionsprogramme im Kontext von Medienkunst und digitaler Kultur kuratiert, darunter die Videonacht der Quadriennale Arena - ein Videoparcours für die Düsseldorfer Altstadt (Düsseldorf 2014) und die Translokale – Abschied der Objekte (Düsseldorf 2018). Im November 2021 zeigte er das Werk des US-amerikanischen Komponisten Robert Ashley, in dessen Mittelpunkt seine Fernsehoper Perfect Lives stand, sowie eine Reihe von Konzerten, Workshops und Vorträgen in Düsseldorf, Köln und München. Er ist Teil des Musikkollektivs Toresch und verantwortlich für die Visuals der Gruppe mit Auftritten u.a. im Drugstore / Belgrad, Kampnagel / Hamburg, Arma 17 / Moskau, Intonal / Malmö, Rhizom Festival / Zürich, de school / Amsterdam. Seine künstlerischen Arbeiten wurden u.a. in der Kunsthalle Düsseldorf, Kunstmuseum Bonn, Kunstverein Düsseldorf, KIT / Julia Stoschek Collection, Museo de Arte Contemporáneo, Caracas, CommandN, Tokyo sowie auf der Kunstfilmbiennale im Museum Ludwig gezeigt. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Sina Wenz
Aufbauend auf ihre duale Ausbildung zur Fotografin studierte Sina Wenz von 2018-2022 den Bachelor Intermedia an der Universität zu Köln. Durch den interdisziplinären Zugang zu Medien entwickelte sie ihren künstlerisch-praktischen sowie theoretischen Fokus auf Themen rund um Visualität und Repräsentation. Die wissenschaftliche Grundausbildung verfestigt sie nun mit dem Zwei-Fach-Master Intermedia & Medienkulturwissenschaft.
Interessensschwerpunkte sind dabei: Filmbildung, feministische Filmtheorie & -ästhetik, queeres Blicken sowie Repräsentation und Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community in Bewegtbildmedien. Neben dem Studium ist Sina auch selbst künstlerisch tätig. Zudem konnte sie durch ihre beruflichen Erfahrungen als Junior Producerin die Auseinandersetzung mit visueller Kommunikation, queerfeministischen Diskursen und Theorien in ständiger Wechselwirkung miteinander vertiefen.

Philip Widmann
Philip Widmann forscht, produziert und kuratiert an den Schnittstellen von Kino, Wissenschaft und Kunst. Seine Filme und Installationen werden auf Filmfestivals, in Kinos und in Kunsträumen gezeigt und sind vielfach ausgezeichnet worden. Promotion mit einer Arbeit zu Landschaft als mediales und politisches Konstrukt zwischen Bild und Ton, Geografie und Geschichte in Filmen von Masao Adachi, Gerhard Friedl, Danièle Huillet und Jean-Marie Straub. Widmann ist Kommissionsmitglied beim European Media Art Festival Osnabrück und programmiert Filme für Festivals, Ausstellungen und Symposien. Gastvorträge, Seminare und Workshops u.a. an verschiedenen Goethe-Instituten, Orient Institut Beirut, Doclab Hanoi, Image Forum Tokyo. 2023 veranstaltet er ein internationales Forum zu den latenten Wirkungen nicht gemachter und nicht gesehener Filme in Berlin.

Christina Varvia
Former Deputy Director and Lead Researcher of Forensic Architecture (FA), Christina joined the FA team in 2014 and held a variety of roles, from leading investigations and overseeing research and the development of new methodologies, to setting up office structures. She was trained as an architect, and has taught a Diploma unit (MArch) at the Architectural Association (2018-2020). She was also a member of the Technology Advisory Board for the International Criminal Court (2018). Currently, Christina is a Lecturer of Forensic Architecture at the Centre for Research Architecture, at Goldsmiths, University of London, as well as pursuing her PhD at Aarhus University where her research focuses on biopolitics and imaging of the human body. She has received the Novo Nordisk Foundation Mads Øvlisen PhD Scholarship for Practice-based Artistic Research and is also a fellow at Louisiana Museum of Modern Art, where she co-curated the Forensic Architecture exhibition Witnesses. She is a founding member and the chair of the board of Forensis.

Gabriele Voss
Gabriele Voss promovierte über Wahrnehmungstheorie und Ästhetik. Sie macht seit vielen Jahren Dokumentarfilme, überwiegend in Zusammenarbeit mit Christoph Hübner. Mehr als vierzig gemeinsame Filme entstanden, darunter LEBENS-GESCHICHTE DES BERGARBEITERS ALFONS S., PROSPER/EBEL – CHRONIK EINER ZECHE UND IHRER SIEDLUNG, VINCENT VAN GOSH – DER WEG NACH COURRIÈRES, DIE CHAMPOINS-Trilogie, THOMAS HARLAN – WANDERSPLITTER, NACHLASS und NACHLASS-PASSAGEN. Ihre Arbeitsschwerpunkte: Buch, Dramaturgie, Montage. Seit vielen Jahren Lehrtätigkeit an Film- und Kunsthochschulen sowie Universitäten. Mehrere Publikationen, darunter das Buch- und Filmprojekt: Schnitte in Raum und Zeit.

Sümeyra Yilmaz
1994 in Köln, studierte bis 2020 Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien und arbeitet seitdem als freischaffende Schauspielerin in Deutschland, Frankreich und der Türkei. Sie ist Teil des diesjährigen Mentoring-Programmes des Filmhaus Köln.

 

KONSTELLATIONEN dokumentarischer Montage und Dramaturgie

Programm

Download Programm.PDF

Das Symposium wird moderiert von Alejandro Bachmann (Filmvermittler, Autor und Vertretungsprofessor für Filmgeschichte und Filmtheorie / Kunsthochschule für Medien Köln), Carlotta Kittel (Filmeditorin und Filmemacherin / BFS), Kyra Scheurer (Dramaturgin / VeDRA).

Donnerstag, 19.01.23

10:00-10:15 Kino
Begrüßung

10:15-10:40 Kino
SCHNITTSTELLE, Harun Farocki 1995, 23', Deutsch

10:40-11:30 Kino
Kontaminierte Bilder. SCHNITTSTELLE und die Montage als Antidot
Vortrag von Volker Pantenburg

11:30-11:45 Foyer 
Kaffeepause

11:45-12:30 Foyer
Glossar
Austauschrunde über Schlüsselbegriffe zu Montage und Dramaturgie
Begriffssammlung: Ahmad A. Albaki, Mirjam Baumert, Marie Falke, Katja Haubenreich, Katja Lell, Philine Reimer, Sina Wenz, Sümeyra Yilmaz

12:30-13:30 Maybach
Mittagessen

13:30-15:00 Kino
PURPLE SEA
, Amel Alzakout & Khaled Abdulwahed 2020, 67’, Arabisch mit englischen Untertiteln
SHIPWRECK AT THE THRESHOLD OF EUROPE, Forensic Architecture 2020, 23’, Englisch

15:00-15:45 Kino 
Reclaiming Perspectives

Gespräch mit Amel Alzakout (Regie / PURPLE SEA), Philip Scheffner (Montage & Dramaturgie / PURPLE SEA) und Christina Varvia (Forensic Architecture) - Amel Alzakout und Christina Varvia werden online zugeschaltet – in englischer Sprache

15:45-16:15 Foyer
Kaffeepause

16:15-17:45 Kino
Der Duktus des Materials

Werkstattgespräch anhand von Ausschnitten zur Montage von UNAS PREGUNTAS – EIN, ZWEI FRAGEN mit Kristina Konrad (Regie) und René Frölke (Montage & Dramaturgie).

18:00-18:45 Foyer
Publikumsdiskussion mit allen Beteiligten

18:45-20:15 Foyer
Abendessen

20:15-22:15 Kino
ZUSTAND UND GELÄNDE
, Ute Adamczewski 2019, 118’, Deutsch

Freitag, 20.01.23

10:00-11:15 Kino
Abstrahierte Landschaften
Werkstattgespräch anhand von Ausschnitten zur Tonspur von ZUSTAND UND GELÄNDE mit Ute Adamczewski (Regie) und Ludwig Berger (Tongestaltung).

11:15-11:30 Foyer
Kaffeepause

11:30-12:30 Kino
Erzählstrategien – Montageformen
Vortrag von Gabriele Voss.

12:30-13:30 Foyer
Mittagessen

13:30-15:00 Kino
REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT, Yulia Lokshina 2020, 92’, Deutsch, Rumänisch, Polnisch, Russisch mit deutschen Untertiteln

15:00-15:45 Kino    
Klassenräume
Gespräch zum dezentralen Erzählen in REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT mit Yulia Lokshina (Regie) und Urte Alfs (Montage)

15:45-16:15 Foyer
Kaffeepause

16:15-17:00 Kino
MICHAEL IRONSIDE AND I, Marian Mayland 2021, 15’, Englisch
LAMARCK, Marian Mayland 2022, 27’, Deutsch

17:00-17:45 Kino
Biografische Passagen
Gespräch zur Entwicklung von MICHAEL IRONSIDE AND I und LAMARCK mit Marian Mayland (Regie & Montage) und Jan Wagner (Leitung Filmlab / Filmwerkstatt Düsseldorf), moderiert von Katrin Mundt (Kuratorin und künstlerische Leitung / European Media Art Festival Osnabrück)

18:00-19:15 Foyer
Abschlussdiskussion mit allen Beteiligten

ab 19:15 Foyer
Aperitif

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Pressestimmen des dfi-Symposiums 2019

Bitte achten Sie auf das Bild!
Bildgestaltung im Dokumentarfilm zwischen Kamera-Auge und Datensammlung

"Die Jahressymposien der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW haben kange Tradition. Erstaunlich also, dass die Kameraarbeit selbst jetzt zum ersten Mal explizit im Fokus steht. Dabei waren neben Virtual Reality und Portraits der Autorenfilmer Christoph Hübner und Rainer Komers grundsätzliche Fragen der Arbeit im Team und die in den letzten Jahren stark gewandelten Arbeitsbeingungen Schwerpunkte. Etwa die sich immer rasanter entwickelnde Technik, wo derzeit fast wöchentliche Innovationen und das Management eines wachsenden Geräteparks auf dem Plan stehen."

Silvia Hallensleben in epd film 11.2019

"Auch Sophie Mainigneux, Kamerafrau und Professorin an der KHM, betonte die große Bedeutung von Körperlichkeit und die Spannung zwischen Planung und Improvisation am Set. Auf die Frage nach der "Magie zwischen Regie und Kamera" nennt sie als Basis das gemeinsame tägliche Sichten der Muster. Aber auch eine Regie, die weiß, was sie will und dies vermitteln kann: "Jedes Wort, das die Regie sagt, ist Gold wert und inspiriert." Gute professionelle Kameraarbeit bedeute, die Intention der Regie zu spüren und dann das eigene Ego diesen Konzepten unterzuordnen. Wer das nicht wolle, solle selbst Regie machen."

Silvia Hallensleben in FILM & TV KAMERA 11.2019

"(...) die Technik [hatte] schon immer einen Einfluß auf die Bilder und die Digitalisierung [hat] die Bildproduktion in den vergangenen 30 Jahren radikal verändert. Simone Stewens, die Direktorin der internationalen filmschule köln (ifs) formulierte es in ihrem Grußwort provokativ, dass die post-fotografische Phase den Wirklichkeitsanspruch des Films in Frage stellt. Inzwischen seio es möglich, sich die Bilder im Computer zu bauen, die man haben will. Auch Petra Schmitz als Organisatorin des Symposiums konstatierte, dass die Bilder inzwischen aus daten bestünden, die bearbeitet, gestaltet und manipuliert werden könnten. Die mache sie anfällig für Störungen. In den zahlreichen Panels, die folgen sollten, ging es dann eher um die tägliche Praxis."
mehr...

Kay Hoffmann in dokumentarfilm.info

Impulsvortrag

Dokumentar-Film-Kultur
Teil 2: Eigensinnige Filme

Growing a Festival´s Audience
Roger Gonin (Clermont-Ferrand Short Film Festival)

 

Zum Kurzfilmfestival:
Clermont-Ferrand liegt mitten in Frankreich, auf der Höhe von Lyon in Richtung Westen. Die Stadt hat 265.000 Einwohner, davon sind 38.000 Studenten. Entwickelt hat sich das Festival aus einem studentischen Kollektiv, inzwischen ist es das größte Kurzfilmfestival der Welt. Fünf Hauptaufgaben des Festivals, das im Kulturzentrum namens „La Jetée“ (Chris Marker) stattfindet: Festival, Markt, Bildung und Training, Ressource Centre, Film Commission. Das Kulturhaus bietet mehr als 1.100 Plätze. 22 feste Mitarbeiter, bezahlt von der Stadt, und rund 300 Freiwillige. Findet im Februar an 9 Tagen statt. 2018 fand die 40zigste Ausgabe des Festivals statt. Es werden 72 Programme pro Festivalausgabe gezeigt.

Zum Festival: es gibt die Wettbewerbe sowie 41 Side Programmes: Retrospektiven, thematische Reihen, Angebote für Kinder. Filme werden auch in kommerziellen Kinos gezeigt. Zwei Schwimmbänder in CF, auch dort kann man Filme sehen.
Programm wird sehr abwechslungsreich gestaltet, verschiedene Länder und Themen werden abgedeckt.

Zum Short Film Market: 3.500 Unternehmen aus 77 Ländern, quasi eine Messe, auf der 34 verschiedene Länder ausstellen. Meeting-place. Master Class. The Video Library. 39 box-video, 8.000 Filme können dort angesehen werden. Beobachtung: TV Stations kaufen nicht mehr so viel wie früher.

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Zu Education & Training: verschiedene Altersgruppen, von Schulklassen besucht. Außerdem gibt es ein freies Kinderprogramm für Kinder ab 13 Jahren; sie haben die Möglichkeit Filmkritik zu äußern beim Young Critics Competition. Sie können auch selbst Filme gestalten oder ein Filmset bauen.

L’Atelier, Workshop, Festival funktioniert als „Ephemeral Film School“.

Auch kleinere Kinder können sich beteiligen und einen Animationsfilm drehen. Es gibt educational online tools: From sound to image, a serial game on sound at the cinemage (ab 8 Jahre), weiterhin gibt es auf der Homepage viele Downloads für die Filmbildung.
Es gibt Trainingsangebote für Lehrer das ganze Jahr über, nicht nur während des Festivals. Die Angebote umfassen ebenso lange Filme und sie finden grundsätzlich im Kino statt. Es werden Filme beim Festival gezeigt, die Potenzial haben für SchülerInnen.
Das Angebot umfasst auch einen Server, auf den die Schulen zurückgreifen können. Es gibt ein Extra-Poster bzw. ein leafleat zu den Kinderprogrammen und sonstigen Angeboten.
Während des Filmfestivals treffen sich die französischen Filmbildner, Lehrer etc. in CF, um sich national zu vernetzen und sich auszutauschen. So wird CF ebenso Teil eines größeren Systems.

Zuletzt: Die Auvergne Film Commission stellt sich auf jedem Festival vor und informiert.

Zu den Ticketpreisen: 1 Ticket: 3,50€, 1 Booklet of 15 Tickets: 35€, 1 Booklet of 30 Tickets: 60€. Booklet Tickets können von verschiedenen Personen genutzt werden. Es wird versucht, das Festival so günstig wie möglich anzubieten. Sie verteidigen die niedrigen Ticketpreise gegenüber der Politik und den Sponsoren, die immer die Preise erhöhen wollen und versuchen stattdessen erhöhte Mittel zu bekommen. Es gibt weiterhin spezielle Angebote für Gruppen und Companies, die Ticketkontingente kaufen können.

Total Budget: 3 Million Euro (davon bekommt das Festival 54%, Market 21%, … Salaries 43%). Der Hauptsponsor ist Canal+ oder auch Michelin (es dauerte lange, bis eine solche Firma warm wurde mit dem Kinokollektiv, das schließlich das Festival betrieb).

Fazit Gonin: Kurzfilmfestivals sind Teil von und geeignet für Kunstvermittlung und Bildung, Filme zugänglich zu machen für das breite Publikum. Der Ruf des Kurzfilms hat sich entscheidend zum Positiven verändert, beim Publikum und bei der Kritik sowie der Politik.

DISKUSSION
Frage von Bachmann an Gonin: Was hat das Kurzfilmfestival für die Filmvermittlung gemacht? Was sind die benefits?

Gonin: Wir versuchen die Programme so zu bauen, dass es immer was zu entdecken gibt. Filmbildung ist inzwischen Teil der allgemeinen Bildung (general education). Früher galt das Festival nur als Ort für film professionals. Jetzt ist das anders. Zum Beispiel das Kinder-Programm: Sie sind total begeistert von den Filmen und Aktionen. Das ist etwas sehr wichtiges. Sie kommen mit ihren Eltern und es ist schön für sie, die Kinder dafür begeistern zu können. Wir versuchen eine große Bandbreite anzubieten für jedes Alter. Wir versuchen anspruchsvolle Filme, aber auch solche zu zeigen, die nicht ganz so kompliziert sind, von denen man sich berieseln lassen kann. Diese Art der Programmierung, diese Organisation, trägt dazu bei, dass das Interesse beim Publikum geweckt wird. Es hat Vertrauen in unsere Auswahl. Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten. Wenn das Publikum zufrieden ist, gibt uns das ein gutes Gefühl. Wir kämpfen dafür, dass auf der ganzen Welt solche Filme gemacht werden, dafür, dass FilmemacherInnen an sich glauben und weitermachen. Es geht nicht um das große Geld, nicht nur um Marketing. Das was wir geschaffen haben, können auch andere Leute schaffen, es ist nicht so kompliziert wie es scheint. Wir haben damals auch einfach die Filme gezeigt, die wir mochten und daraus entstand das Clermont-Ferrand-Festival. Ein Aspekt ist auch, dass wir auf dem Festival so viele Filme zeigen, dass sie vielleicht nicht jedem gefallen, aber auch darum geht es, das anzunehmen und etwas anderes für sich zu entdecken.

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O. S.: Wie können wir das Kino für neue, junge Leute attraktiver gestalten und sie motivieren? Wie schafft man es, LehrerInnen für das Thema zu begeistern?

Bachmann: Roger Gonin, Sie machen das, was sie machen seit 30 Jahren, sie haben sich das also aufgebaut. Ist das das Geheimnis?

Gonin: Es ist kein Geheimnis. Filmbildung (National Film Board) muss national in den Bildungsplan eingegliedert werden, dort wird Geld verteilt. So werden SchülerInnen auf den Film vorbereitet, jedes Jahr sollen die SchülerInnen drei Filme gesehen haben im ganzen Land, dafür muss man kämpfen. Es ist auch eine Sache des Geldes. […]

Bachmann: Ein Teil des Geldes, das durch Kino-Tickets eingenommen wird in Frankreich, geht wieder in die Filmförderung? Ist das richtig?

Gonin: Ja, genau. Bei der Filmbildung kooperieren das National Film Centre mit den Ministerien für Erziehung und Kultur. Es sind solche Dinge, die das erleichtern, Filme zugänglicher zu machen. Für Leute wie mich ist das sehr wichtig, dass Leute ins Kino gehen können und nicht denken, dass es zu teuer ist, deshalb halten wir das auch so günstig auf dem Festival mit den Eintrittstickets.

Bachmann: Ist es oft auch so, dass nach so einem Festival, bei dem man jeden Tag mehrere Filme sieht, danach wieder ein Jahr nicht ins Kino geht?

Gonin: Das hat auch etwas mit Promotion des Films zu tun. Kino darf sich nicht auf Events beschränken. Wir haben das immer bekämpft. Es muss um die Integration in den Alltag gehen.

M. Z.: Vielleicht kann ich etwas ergänzen. Die Leute kommen zusammen, um gemeinsam Filme zu sehen. Das ist das Gefühl, was ein Festival vermittelt. Wir können hier mehr empfinden als nur das Kino zu lieben. Es ist ein Ort, an dem viele Leute zusammenkommen, aus allen Altersgruppen. Hier geht es nicht um große Stars, sondern um Tradition. Ihre Präsentation ist ein exzellentes Beispiel für Filmbildung, der Film steht im Mittelpunkt, Leute kommen zusammen.

Bachmann: Einen Ort zu haben, an dem Leute zusammenkommen und sprechen können ist etwas Schönes. Ich glaube, es gibt keinen Ort bei der Berlinale zum Beispiel, an dem man über die Filme sprechen kann, nachdem man sie gesehen hat. Daher ist es auch kein politisches Festival, sondern ein kommerzielles. Bei dem Clermont-Ferrand-Festival verbinden sich Menschen und können sich austauschen. Das wird bei der Berlinale nicht ermöglicht.

Gonin: Das versuchen wir, alle Leute zusammenzubringen, nicht nur das Publikum, alle Beteiligten.

Herpich: Bei der Berlinale ist es so, dass keine Kino-Kultur stattfindet, es ist einfach ein Event.

Gonin: Mir sagte jemand, er hasse das Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand, weil alle Leute so viel sprechen, aber das ist das, was ich so schätze. Filme sind genau das. Es geht um Anregung, sich über Filme aufzuregen und die Interaktionen zwischen dem Publikum.

M. Z.: Es muss etwas Ähnliches geben für den Alltag mit Filmen. Ein Zwischending.

Suchsland: Wissen Sie, wie viele Menschen aus Clermont Ferrand kommen und wie viele von außerhalb?

Gonin: Das ist immer schwierig zu sagen, es gibt keine Statistiken. Viele Leute kommen sicher aus der Nähe, aber eigentlich auch aus ganz Frankreich und von außerhalb. Es gibt Leute, die sich eine Woche Urlaub nahmen, um am Festival in CF teilzunehmen. Es gibt auch BesucherInnen, die sich anmelden und dann nicht kommen usw. Wir haben eigentlich Leute aus der ganzen Welt.

Suchsland: Wird auf dem Festival nur französisch gesprochen?

Gonin: Nein, auch englisch.

Bachmann: Es gibt die vielen medienpädagogischen Aktivitäten, die angeboten werden. Wer bietet sie an? Muss man extra dafür bezahlen? Das finde ich interessant. Woher bekommen Sie diese Leute?

Gonin: Jedes Jahr kaufen wir Filme, um sie zu zeigen. Wir fragen nach Leuten, die Vorträge halten möchten. Also wir zahlen FilmmacherInnen dafür, herzukommen. Wir kämpfen immer um diese Gelder, um das so gut es geht kostenlos anzubieten für die BesucherInnen.

Bachmann: Wie ist das mit Hardware und Software? Das ist auch alles sehr teuer.

Gonin: Wir mieten viel Technik an. Wir machen Kooperationen mit Unternehmen mit apple oder in einem Jahr auch mit Dell.

(Mitschrift: Lisa Smekens Rojas)